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Steinzeitmord

Von Heiner Boberski

Wissen
Der Schädel namens "Cranium 17".
© Javier Trueba/Madrid Scientific Films

Bisher ältestes Opfer von Gewalt in Spanien entdeckt, bedeutender Fund im Burgenland.


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Madrid/Wien. Der Tote hieß wahrscheinlich nicht Abel, und sein Mörder nannte sich vermutlich nicht Kain. Doch der Fund eines Schädels in einer Höhle in Nordspanien zeugt vom realen Hintergrund der biblischen Geschichte - von einer Bluttat in grauer Vorzeit.

Das Opfer starb vor 430.000 Jahren. Die Entdeckung seines Schädels durch ein Team um Nohemi Sala vom Zentrum für Evolution und Verhaltensforschung in Madrid bedeutet eine wissenschaftliche Sensation: "Das ist der früheste bekannte klare Fall von absichtlicher tödlicher Aggression, den man anhand von Urmenschen-Knochen rekonstruieren konnte. Und er zeigt, dass das uraltes menschliches Verhalten ist", erklären die Forscher im Fachmagazin "Plos one".

Die archäologische Fundstätte, Sima de los Huesos, liegt in einem nur über einen 13 Meter tiefen vertikalen Schacht zugänglichen unterirdischen Höhlensystem. Man hat dort bereits Knochen von zumindest 28 Personen gefunden und ihr Alter auf etwa 430.000 Jahre (mittleres Pleistozän) datiert. Der Ort könnte ein Beispiel früher Begräbnissitten sein. Der "Cranium 17" benannte Schädel weist zwei tiefe Frakturen auf, die nach Meinung der Wissenschafter aufgrund moderner gerichtsmedizinischer Analysen vom gleichen Gegenstand verursacht wurden. Darum sei eine andere Todesursache als Gewalteinwirkung - etwa ein Sturz - "höchst unwahrscheinlich", der Mann müsste zweimal vom selben herabfallenden Objekt getroffen worden sein. Eine zwischenmenschliche aggressive Auseinandersetzung sei "die plausibelste Erklärung" für die Kopfverletzungen. Es handle sich wohl um den frühesten bekannten Mordfall der Menschheitsgeschichte.

2000 Jahre älter als "Ötzi"

Auf österreichische Verhältnisse bezogen ist eine Entdeckung im Burgenland ähnlich spektakulär. Beim Bau der Wasserleitung Neudörfl-Sopron stieß man, wie orf.at am Mittwoch berichtete, im Raum Pöttsching (Bezirk Mattersburg) auf das am besten erhaltene Skelett der frühen Jungsteinzeit, das jemals in Österreich ausgegraben wurde. Das 7500 Jahre alte Skelett - mehr als 2000 Jahre älter als "Ötzi" - kam am Rande einer Jungsteinzeitsiedlung in einer Lehmgrube zum Vorschein.

Grabungsleiterin Dorothea Talaa kann sich vorstellen, dass dieser Steinzeitmensch Opfer eines Überfalls oder von Streitigkeiten beim Abbau des Lehms, den die Leute damals für das Töpfern und den Hausbau brauchten, wurde: "Auf jeden Fall wurde dieses menschliche Wesen getötet - wahrscheinlich durch einen oder mehrere Pfeilschüsse - und fiel dann in diese Grube. Das sieht man deutlich an der Lage dieses Skelettes. Es wurde dann vergraben." Ebenfalls gefundene Scherben und Werkzeuge datieren das Skelett in die Linearbandkeramik-Kultur der ersten sesshaften Bauern Österreichs, "die erste wirkliche kulturelle Ausprägung, die wir haben", so Talaa.