Schaulustige meist Wien-Touristen. | Hohe Kriminalität abseits der US-Route. | Wien. Die beim letzten Papst-Besuch provokant gestellte Frage "Stell Dir vor, der Papst kommt, und keiner geht hin" wurde beim Besuch von George W. Bush fast zur Realität: Entlang der Konvoi-Route am Ring und bei der Albertina fanden sich nicht viel mehr Schaulustige als Polizisten. Die wenigen hundert Zaungäste, die am Stephansplatz auf Laura Bush warteten, waren in der Mehrzahl Wien-Touristen.
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So herrschte fast gespenstische Leere am Ring, als sich am Mittwoch kurz nach 10 Uhr der Konvoi aus 35 Autos und 18 Motorrädern vom Hotel Intercontinental aus über Ring, Oper und Albertina zur Hofburg am Josefsplatz in Bewegung setzte. Wie ÖAMTC und Arbö unisono bemerkten, "hat sich die langfristige und umfassende Information zu den Sperren bewährt: Die meisten haben das Auto stehengelassen".
Und nur wenige am falschen Ort: Bis Mittwoch Nachmittag waren es 108 Kfz, die von der MA 48 aus Halteverbotszonen entfernt werden mussten - ein Bruchteil dessen, womit man ursprünglich gerechnet hatte. Mehr zu tun gab es mit herrenlos abgestellten Fahrrädern. Deren Besitzer können sich diese kostenlos in der Polizeiinspektion Ferdinandstraße im 2. Bezirk abholen.
Kuriositäten am Rande
Trotz 60.000 verteilter Informationsblätter und unzähliger Medienaufrufe gab es kuriose Situationen: So hatte sich eine Trafikantin am Stephansplatz in den Kopf gesetzt, just zum Zeitpunkt der Dom-Visite von Laura Bush ihre Geschäftsfassade mit Pinsel und Farbtopf zu dekorieren - innerhalb der "Sperrzone". Nachdem sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie ins Geschäft zurück will oder nicht, sperrten sie die Beamten kurzerhand aus. Ein Beamter trug den Pinsel ins Geschäft zurück. Warum sie ihre Fassade ausgerechnet jetzt dekorieren musste, konnte sie nicht erklären.
Dass der Ton die Musik macht, erfuhr eine Juwelierin, ebenfalls am Stephansplatz: Sie ersuchte die Polizisten höflich, ob sie nicht ihr Geschäft aufsperren dürfe. Mit Erfolg: das Gitter wanderte einen Meter nach hinten und der Zugang war frei, das Geschäft wenige Minuten später offen.
Nicht alle Geschäfte in der Sperrzone hatten letztlich Verluste: So verzeichnete das Café Hofburg dank durstiger Sicherheitsleute sechsmal mehr Umsatz, als an normalen Tagen. Auch das "Kanzleramt" erfreute sich großer Beliebtheit bei US-Gästen. Und das Café Central in der Herrengasse profitierte vom geschlossenen nahen "Griensteidl".
"So schöne Polizisten"
Was vor allem den Touristen positiv auffiel, war das Äußere der Wiener Polizei: "Da hamms de schönsten Mädele und Burschen der Stadt rausgesucht", bemerkte ein deutscher Tourist angesichts des dynamischen Erscheinungsbildes der heimischen Exekutive.
Vor allem die vielen hübschen weiblichen Beamten stahlen dem ohnehin in Sekundenschnelle durchbrausenden Präsidenten-Konvoi die Schau. Viele dienten buchstäblich als wandelnde Informationsbüros.
So blieben vor allem Radfahrer fast im Minutentakt in den Absperrungen hängen und fragten ratlos um Ausweichrouten. Da auch Beamte aus den Bundesländern im Einsatz waren, entspannen sich teils recht witzige Dialoge, etwa als es galt, verirrte Wiener durch einen Innenhof zur Singerstraße "umzuleiten".
Abgesehen von zwei Transparententrollern blieb es an der "Bush-Front" zwar ruhig - dafür musste die Polizei zeigen, dass ihre starke Präsenz auch den Wienern in anderen Bezirken zugute kam: Zwischen Dienstag Mittag und Mittwoch Nachmittag wurden eine georgische Einbrecherbande in Favoriten, eine Messerstecherin in Fünfhaus und ein Messerstecher in Währing verhaftet. Dazu kamen zwei Banküberfälle im 15. und im 18. Bezirk, ein schwerer Verkehrsunfall mit einer getöteten 17-Jährigen und die Verhaftung des Zerstückelungs-Mörders.