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Stelldichein der Milliardäre

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Wiens "Goldenes Quartier" und deutsche Nobel-Kaufhäuser im Portfolio.


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Wien. Jetzt auch noch Hans Peter Haselsteiner. Der Mit-Eigentümer der Strabag steigt mit fünf Prozent bei René Benkos Signa Prime AG ein. Er erweitert damit die "Immo-WG" der Superreichen, die der 36-jährige Benko gegründet hat. In Wien fasst er Top-Innenstadt-Adressen (die ehemaligen Bankzentralen von Bank Austria und Bawag) gerade zum "Goldenen Quartier" zusammen. Dachgeschosswohnungen kosten dort 30.000 Euro pro Quadratmeter, auch die Büros sind nicht nur bei der Lage, sondern auch beim Preis exquisit. Dass dort noch tausende Quadratmeter leerstehen, beunruhigt die Benko-Leute nach außen hin nicht.

Wie viel Geld Haselsteiner für den Anteil hinblätterte, wird nicht bekannt gegeben. Bei Signa freut man sich über den Vertrauensbeweis. Jedenfalls wird der Einstieg in Form einer Kapitalerhöhung stattfinden. Dass Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Aufsichtsratspräsident fungiert, dürfte aber der Partnerschaft durchaus förderlich gewesen sein.

Haselsteiner trifft in der Signa Prime AG, die im Dezember 2012 in Deutschland 17 Innenstadt-Warenhaus-Immobilien von Karstadt gekauft hat (um 1,1 Milliarden Euro), auf Kollegen in der Milliardärs-Liga: Die deutschen Kaufhäuser - darunter das legendäre Berliner "KaDeWe" - kaufte Benko gemeinsam mit dem Diamantenhändler Beny Steinmetz, größter Partner von DeBeers, dessen Vermögen auf sechs Milliarden Dollar geschätzt wird. 49 Prozent der Benko Holding, die als Entwickler der Immobilien auftritt, gehören dem griechischen Reeder George Economou, der bis 2009 bloß als Finanzier im Hintergrund mitwirkte. Die Schweizer Falcon Private Bank hält 18 Prozent an der Signa Prime AG. Sie gehört Abu Dhabi, vertritt bei Benko aber auch die Interessen von Superreichen, die nicht aufscheinen wollen. Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking - der sich derzeit wegen der gewagten Finanzkonstruktionen rund um die gescheiterte VW-Übernahme mit einer Anklage konfrontiert sieht - ist ebenso beteiligt wie Ernst Tanner, der dem Schweizer Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli auf dem Markt Beine machte. Auch Sport-Manager und Ex-Skirennläufer Harti Weirather ist am "Goldenen Quartier" in Wien beteiligt.

Signa-Immobilien sollen 5,5 Milliarden Euro wert sein

Ob beziehungsweise welche Rendite-Erwartungen oder -Versprechen ihnen gegenüber abgegeben wurden, ist aus der nicht-öffentlichen Signa-Gruppe nicht zu erfahren. Die Immobilien sollen insgesamt einen Wert von 5,5 Milliarden Euro repräsentieren, das Portfolio von Signa Prime umfasst rund 25 Objekte um 2,5 Milliarden. Eine konsolidierte Bilanz der Signa-Gruppe gibt es nicht, sie ist auf mehrere Unternehmen aufgesplittet. Im Vorjahr hat eine davon, die Signa Prime Markets, eine Anleihe nach luxemburgischem Recht in Höhe von 150 Millionen Euro begeben, der jährliche Coupon ist mit 4,5 Prozent verzinst. 90 Millionen Euro davon hat Signa allerdings selbst übernommen. Was am Markt als ungewöhnlich bezeichnet wird, gilt bei Signa "als eine Art finanzielle Reserve". Daneben laufen in geschlossenen Immobilienfonds noch ältere Anleihen, die angeblich bis zu 6 Prozent versprechen.

Dazu kommen noch Bankkredite in unbekannter Höhe. Das "Goldene Quartier" soll zu 65 Prozent kreditfinanziert sein. Eine der Hausbanken von Benko ist Raiffeisen. Die Prime AG, bei der nun Haselsteiner eingestiegen ist, weist in der veröffentlichten Bilanz 2011 Kredite in Höhe von 152,4 Millionen Euro aus. Dazu kommt gleich hohes "Hybridkapital", das sind etwa stille Einlagen oder nachrangige Anleihen.

Während die Mitbewerber am Immo-Markt vermuten, dass Benko ein hohes Risiko eingeht, sind seine Berater und Aufsichtsräte entspannt. Der ehemalige Generaldirektor der Bank Austria, Karl Samstag, ist ein langjähriger Weggefährte Benkos. Er schätzt an ihm sein "gutes Händchen" bei Immobilien.

In der Tat wurde dem umtriebigen Tiroler schon bei Kauf und Umbau des Kaufhaus Tyrol in Innsbruck das Scheitern prophezeit. Und auch der Plan, die Karstadt-Immobilien zu kaufen, wurde mit "Großmannssucht"-Kommentaren begleitet. Nun: Ersteres ist nicht eingetreten, und Zweitere hat er jedenfalls einmal übernommen.