BBC zitiert aus brisantem Dokument. | Simbabwes Armee betreibt Folterlager in Abbau-Gebiet.
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Harare/London. Im Diamanten-Abbaugebiet Marange im Osten Simbabwes sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung, die Armee betreibt dort ein Folterlager. Das berichtet die BBC auf ihrer Homepage. Ehemalige Gefangene sprechen demnach von schweren Misshandlungen, Frauen würden vergewaltigt. Das Lager sei bei den Bewohnern der Umgebung als "Diamond Base" bekannt, es soll aus einer Ansammlung von Armeezelten bestehen und mit Stacheldraht umzäunt sein.
Diese Enthüllungen kommen aus Sicht der EU zur Unzeit. Denn Brüssel will offenbar einen Teil der Diamaten, die in Simbabwe abgebaut werden, wieder für den Handel freigeben. Die BBC zitiert aus einem internen EU-Dokument, wonach zwei Minen in Marange den internationalen Standards wieder entsprächen und die dort abgebauten Edelsteine bedenkenlos gehandelt werden könnten. Das Folterlager "Diamond Base" soll aber nur eine Meile von jener Mine entfernt sein, die die EU laut BBC als unbedenklich einstuft. Dort würden Menschen so geschlagen, dass sie nicht mehr gehen könnten, sagt ein Opfer, das im Februar freigelassen worden war. "Wir haben 40 Peitschenhiebe am Morgen, 40 am Nachmittag und 40 am Abend bekommen." Die Wachmannschaften würden Hunde auf die Gefangenen hetzen und mit Steinen Fußgelenke zerschmettern.
Die EU-Freigabe käme der teilweisen Aufhebung eines Exportverbots für "Blutdiamanten" aus dem Jahr 2009 gleich. Das Verbot wurde im Rahmen des Kimberley-Prozesses verhängt, einer internationalen Organisation, die den Diamanthandel überwacht. Das Embargo wurde verhängt, nachdem grobe Menschenrechtsverletzungen bekannt geworden waren.
In Marange waren erstmals 2006 Diamanten gefunden worden. Auf dem Gebiet, das acht Mal so groß wie der Central Park ist, liegen die Edelsteine in geringer Tiefe. Der Abbau ist somit unkompliziert und theoretisch für jedermann möglich. Im Jahr 2008 schickte Simbabwes autokratischer Präsident Robert Mugabe die Armee, um das Gebiet unter die Kontrolle des Staates zu bekommen. Allein bei dem Einmarsch der Militärs sollen 200 Menschen getötet worden sein, Augenzeugen berichten von Folter und Vergewaltigung. Dorfbewohner werden seitdem von Militärs zu Arbeit gezwungen, vermeintliche Diamantendiebe werden sofort erschossen. Die Armee spielt eine wichtige Rolle beim Diamantenschmuggel.