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Rundumschlag der Bezirkschefin nach interner Kritik an ihr. | "Bezirksposse mit hinterhältigen ÖVP-Spielern gegen mich." | Wien. Der ÖVP-interne Konflikt im 1. Bezirk wächst sich zu einem handfesten Parteistreit aus. Wie berichtet, war der bisherige Vize-Bezirkschef Markus Figl von einer Mehrheit im Klub nicht mehr nominiert worden; am Montag eilte ihm nun Gemeinderat und JVP-Chef Sebastian Kurz zu Hilfe und warf Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel in einem "Presse"-Interview "Putsch" und "Wählertäuschung" vor. Nun kontert Stenzel in einem deftigen Rundumschlag und lässt an ihren Kritikern in der ÖVP kein gutes Haar.
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"Ich habe jahrelang für die ÖVP die Kastanien aus dem Feuer geholt - sowohl im EU-Parlament als auch in der Inneren Stadt. Und jetzt kommen in dieser Bezirksposse, wo es um die kleinste politische Zelle geht, diese Nasenbohrer daher und kritisieren mich", beklagt Stenzel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Wenn sie sich einen Fehler vorwerfen lassen könne, dann jenen, dass sie ihren Vize Figl nicht schon früher abgesetzt hat. "Ich wollte nicht, dass er vor der Wahl wieder als mein Stellvertreter ins Rennen geht. Aber man hat Parteiobfrau Christine Marek erpresst, indem man gesagt hat, sonst würde ich nicht mehr von diesen Mandataren gewählt." Daher sei es nur konsequent und auch nicht unüblich, dass sich dann neun von 16 Bezirksräten für eine neue Mannschaft entschieden hätten.
"Muss mich wehren"
Dass diese demokratische Entscheidung nun offen kritisiert werde, hält Stenzel für "parteischädigendes Verhalten": "Ich habe mich zurückgehalten und wäre nie zuerst an die Öffentlichkeit gegangen. Jetzt muss ich mich aber doch wehren", so die Bezirkschefin.
Die Vorgehensweise der Parteikollegen macht sie jedenfalls zornig: "Feig, hinterhältig, intrigant: Sind das die Ingredienzien, aus der neuerdings ÖVP-Karrieren gemacht werden?", fragt sie. Und Kurz hält sie - wiewohl er auch Marek-Stellvertreter ist - für maßlos überschätzt. "Er hat nur sieben Prozent der Jungwähler erreicht. Kein Wunder, denn mit der Kampagne ,Schwarz macht geil hat er ja die letzten bürgerlichen Wähler vergrault." Zudem sei das Rumkurven in einem teuren Hummer völlig daneben gewesen, da sich kein einziger Jungwähler, noch dessen Eltern, dieses Gefährt leisten könnten. "Wenn man mit solchen Aktionen politisches Profil bekommen soll, kann ich nur lachen", resümiert Stenzel. Auch Figl sei mit 37 Jahren keine junge Nachwuchshoffnung der Partei mehr, zumal er diesmal sogar weniger Vorzugsstimmen (nämlich 174) bekommen habe als 2005.
Laut Stenzel hätten Figl und Co. in ihrer ersten Amtszeit "mehrfach" versucht, eine "kalte Übernahme" zu initiieren. "Ich wurde jahrelang desavouiert und nicht unterstützt, weil man gehofft hat, ich würde nach einem schlechten Wahlergebnis gehen." Dass sich jene sieben Bezirksräte, die nicht hinter Stenzels neuer Truppe stehen, nun abspalten, glaubt die 65-Jährige aber nicht: "Was soll das werden - ,Echt Schwarz vielleicht? Das ist doch lächerlich."
"Türkei hereingeholt"
Stenzel rät der ÖVP insgesamt, interne Streitereien zu beenden und endlich ein bürgerliches Profil zu entwickeln. "Wir haben ja genug Probleme: Bei Pisa sind wir beim Lesen nur einen Platz vor der Türkei gelandet. Na da braucht man sich nicht wundern, schließlich haben wir ja die Türkei nach Wien geholt! Wie soll sich das noch unterscheiden?", so Stenzel.