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Vor 30 Jahren wurde die sogenannte Fristenlösung in Österreich beschlossen, die dann am 1. Jänner 1975 in Kraft trat. Damit wurde eines der wesentlichsten Selbstbestimmungsrechte für Frauen geschaffen: Der straffreie Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten drei Monate. Ein Rechtsanspruch ließ sich daraus jedoch nicht ableiten - eine Problematik, die vor allem für die Frauen in Westösterreich bis heute fortdauert. Aus dieser Notsituation heraus entstand vor 25 Jahren das Wiener Ambulatorium am Fleischmarkt mit den beiden Schwerpunkten Schwangerenhilfe und Sexualmedizin, dessen Expertinnen vergangene Woche Rückblick und Vorschau hielten.
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Eigentlich war alles ganz anders, wie Univ.-Doz. Dr. Alfred Rockenschaub - der bis dahin als "Vater der Fristenregelung" gegolten hatte - vor vier Jahren aus Anlass seines damaligen 80. Geburtstages erzählte. Im Jahr 1972 sei dem Parlament nämlich bereits der Entwurf eines neuen Strafgesetzes mit einer Indikationslösung vorgelegen. Und nur auf Befragen von Journalisten habe er, damals Primarius der Semmelweisklinik und damit der größten Geburtshilfeabteilung in Wien, dann seine Meinung geäußert: "Ein ordnungsgemäß durchgeführter Schwangerschaftsabbruch ist wesentlich weniger gefährlich heute als das Austragen einer Schwangerschaft."
Der SPÖ-Regierung unter Bruno Kreisky gefiel dies - auch wenn in der Folge stets anderes behauptet wurde - aus vielen Gründen gar nicht. Rockenschaub wurde dringendst eingeladen, seinen Standpunkt u. a. vor Justizminister Christian Broda zu präzisieren. Er tat dies mit allen Erfahrungen, die er mit sogenannten "fieberhaften Fehlgeburten" (den Folgen illegaler, unsachgemäß durchgeführter Abtreibungen) gemacht hatte - und verhalf damit der Erkenntnis und der Fristenregelung zum Durchbruch.
Die Semmelweisklinik indessen, faktisch das einzige öffentliche Spital, in dem Abbrüche durchgeführt wurden, sah sich schon bald an der Grenze ihrer Möglichkeiten, so groß war die Zahl der Hilfe suchenden Frauen. Deshalb wurde mit dem Know how englischer Klinikbetreiber und der medizinischen Erfahrung von Ärzten der Semmelweisklinik das Ambulatorium am Fleischmarkt gegründet.
Alexandra Bösch-Kemter von der die Service-Entwicklung des Ambulatoriums: "In diesen 25 Jahren haben viele, viele Frauen unsere Hilfe gebraucht und in Anspruch genommen. Und wir haben mit jeder einzelnen von ihnen ein Stück mehr Erfahrung gewonnen. Heute sind wir ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten, das sich ganz auf die Bedürfnisse der Frauen, die sich mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert sehen, oder der Frauen und Männer, die eine optimale Verhütungsmethode suchen, ausgerichtet hat."
Vasektomie
Seit zehn Jahren wird im Ambulatorium deshalb bereits die Vasektomie als sicherste Verhütung für den Mann durchgeführt - und die Zahl dieser Eingriffe hat sich seit Einführung der Non-Scalpel Vasektomie verdoppelt. Bei dieser Operationstechnik werden die Samenleiter unblutig isoliert und durchtrennt. Komplikationen sind rar, dem Sex schadet es überhaupt nicht und spätestens 12 Wochen nach dem Eingriff ist die Samenflüssigkeit frei von Samenzellen (eine Kontrolluntersuchung des Spermas nach diesem Zeitpunkt ist ein wichtiger Teil der Vasektomie).
Tubenligatur
Bei Frauen wird dieser Eingriff als Tubenligatur durchgeführt, das heißt, dass sich Samenfäden nicht mit den (weiterhin monatlich gebildeten) Eizellen vereinigen können. Und: Frauen sind unmittelbar danach unfruchtbar.
Selbstverständlich sind in allen wie auch immer gearteten Fällen ausführliche Beratungsgespräche üblich - und, wann immer gewünscht, auch nach einem Eingriff möglich.
Hilfe und Aufklärung
In sozialer Hinsicht bliebe indessen noch viel zu tun, unterstreicht das Team. Medizinische Hilfe, Beratung und Betreuung betroffener Frauen in den Bundesländern liegen im Jahr 2004 immer noch im Argen, ebenso wie die kompetente Sexualerziehung in den Schulen. Und die sogenannte "Pille danach" gibt es nach wie vor ebenso wenig rezeptfrei in den Apotheken wie die Kostenübernahme für Kontrazeptiva und den Schwangerschaftsabbruch für sozial schwache Frauen durch die zuständigen Stellen.
Weitere Informationen unter: http://www.asfleischmarkt.at , telefonische Hotline rund um die Uhr: (01) 512 96 31
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