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Sternenwiege und Sternenkindergarten am Winterhimmel

Von Hermann Mucke

Wissen

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Sonnenchronik: Die Dauer der lichten Tage - für Wien vom Auf- bis zum Untergang der Sonne, wächst vom 1. bis 29. von 9 Stunden 29 Minuten auf 11 Stunden. Vom Sonnenuntergang dauert die bürgerliche Dämmerung bis zum Erscheinen der ersten Sterne hoch am Himmel 32 Minuten (6 Grad Sonnentiefe) und die nautische Dämmerung bis zum Eintritt der fast vollen Nacht (12 Grad Sonnentiefe) rund 1 Stunde 9 Minuten. Am 19. erreicht die Sonne in Widerspiegelung der Erdumlaufbewegung im Tierkreis um 7.18 Uhr MEZ den Anfang des Tierkreiszwölftels Fische. Im Freiluftplanetarium Sterngarten zieht an diesem Mittag die helle Schattenmitte der Lochscheibe am Nordmast über die Schrägmast-Querspange mit der Aufschrift FEB 18. Den Kalenderfehler zeigt also auch der Sterngarten! Er wird alle vier Jahre mit dem Schalttag behoben.

Mondchronik: Am Abend des 1. zeigt sich der Mond schon mehr als halb erleuchtet und bietet einen prächtigen Anblick. An der Lichtgrenze, wo das Sonnenlicht streifend einfällt, zeigen sich auch niedrige Formationen durch den Schattenwurf plastisch. Auf Wunsch sendet das Astronomische Büro das Heft "Der Mond im Fernglas" unentgeltlich zu.

Am 3. zieht der Mond in höchster Himmelsbahn im Stier vom Auf- bis zum Untergang. Die perspektivische Schwankung der dunklen Ebenen gegen den Mondrand - Libration - lässt uns am 6. das kleine Mare Crisium so randnah als möglich sehen. Tags darauf ist der Vollmond im Löwen eingetreten und die Libration sorgt am 9. für einen möglichst randnah liegenden Mondnordpol. Am nächsten Tag finden wir den Mond beim Mars und am 11. durchläuft er in der Jungfrau seine Erdnähe. Beim Saturn steht er am 13. und erreicht am 14. das Letzte Viertel in der Waage. In niedrigster Bahn zieht der Mond am 16. im Schlangenträger vom Auf- bis zum Untergang. Wegen der Libration erscheint der Fleck Grimaldi am 19. so nah als möglich neben dem linken Rand der Mondscheibe. Als feine Altlichtsichel sehen wir den Mond am 20. tief in der Morgendämmerung im Ostsüdosten, bevor er am 21. zum Neumond wird. Als zarte Neulichtsichel können wir am 23. den Mond abends in der Dämmerung nahe Westen finden, wobei sein Südpol möglichst randfern steht. Bei der Venus finden wir ihn am 25., unweit Jupiter am 26. und 27. Seine Erdferne durchläuft er am 27. im Widder.

Planetenlauf: Merkur erscheint am 21. tief in der Abenddämmerung zwischen Westsüdwesten und Westen; er wechselt vom Wassermann in die Fische. Venus strahlt als "Abendstern" hoch unweit Westsüdwesten und wandert vom Wassermann in die Fische. Mars finden wir um 21 Uhr im Löwen; er steht vorerst tief, später aber hoch zwischen Osten und Ostsüdosten. Jupiter leuchtet abends zwischen Südsüdwesten und Westsüdwesten aus dem Widder und bietet schon für das Fernglas die allabendlich andere Stellung seiner vier großen Monde. Saturn steht um 1 Uhr zunächst niedrig, aber später hoch zwischen Ostsüdosten und Südsüdosten in der Jungfrau; neben ihm finden wir im größeren Fernglas seinen größten Mond, Titan. Er steht am weitesten - etwa ein Zehntel Vollmonddurchmesser - am 3. und 19. westlich und am 11. und 27. östlich des Planeten, dessen Ringsystem ihn im Fernglas länglich erscheinen lässt.

Sternenbilderhimmel: Unsere Karte zeigt die Sternbilder wie die aus dem Jänner-Beitrag, gilt aber für andere Uhrzeiten und zeigt Jupiter und Venus ("J" und "V"), nämlich für den 7. um 18.45 Uhr und für den 18. um 18 Uhr. Im Südsüdosten steht der Himmelsjäger Orion - an seinen drei Gürtelsternen zu finden. Unter dem niedrigsten der drei ist eine kleine senkrechte Sternkette, in der das Fernglas ein nebeliges Fleckchen zeigt. Hier leuchten Gas und Staub als Teil einer größeren Wolke, die durch energiereiche Sterne zum Leuchten kommt. Dort entstehen noch heute Sterne, Vorformen und ganz junge Sterne wurden nachgewiesen; eine richtige "Sternenwiege", 1400 Lichtjahre fern. Hoch im Süden ist das Sternbild Stier mit Kopf und Hörnern. Im Rücken flimmert ein Sterngrüppchen - wie Diamanten auf schwarzem Samt: das "Siebengestirn". Mit guten Augen sehen wir sechs, mit vorzüglichen sogar acht der helleren in dem lockeren Sternhaufen. Aus den Gas- und Staubwolken in der Ebene unseres Milchstraßensystems, angedeutet in der Karte durch die strichlierte Kreislinie, entstehen viele Sterne auf einmal, die gleich alt sind. Die rund 250 im Siebengestirn sind ganz jung. "Nur" 78 Millionen Jahre alt ist dieser 430 Lichtjahre entfernte Sternhaufen, der sich wie die anderen seiner Art langsam auflöst - ein richtiger "Sternenkindergarten"!

Der Winterhimmel zeigt außer dem "Sechseck um Orion" die "Fünfsternreihe", die aus den Hauptsternen des Perseus, der Andromeda und zum Teil denen des Pegasus besteht. Sie zieht vom Himmelsscheitel gegen den Westpunkt des Horizonts herab. In der Schwertfaust des Perseus funkeln schwache Sterne, der Doppelsternhaufen h/Chi, 8000 Lichtjahre entfernt. Über dem Körpermittenstern der Andromeda finden wir die 2,5 Millionen Lichtjahre ferne Andromeda-Galaxie als kleines Wölkchen.

Freiluftplanetarium: Samstag 4., 19 Uhr, Stadtlokal, Wien 1, Walfischgasse 12: Besondere Himmelsbeobachtungen mit tragbaren Instrumenten. (G. Dangl, Nonndorf, Waldviertel). Samstag 18., 20 Uhr Sterngarten Georgenberg, Wien 23: Abendplaneten Venus, Mars und Jupiter / Die Kassiopeia-Uhr / Sternenwiege und Sternenkindergarten. Bitte Taschenlampe und Fernglas mitnehmen. Bei Schlechtwetter in der Wotruba-Kirche.

Tel. 01-889 35 41 oder www.astronomisches-buero-wien.or.at