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Die Ö1-"Hörspiel-Galerie" am vergangenen Samstag bot ein Hörerlebnis der Extraklasse. Auf dem Programm: Das in der "Langen Nacht des Hörspiels" bekannt gegebene, per Publikumswahl ermittelte "Hörspiel des Jahres" - "Die Blendung" nach Elias Canetti. Den komplexen, vielschichtigen Roman des Literaturnobelpreisträgers auf drei Stunden zu konzentrieren, ist Helmut Peschina bewundernswürdig gelungen. Auch die Besetzung war dazu angetan, das Herz der Zuhörer höher schlagen zu lassen: Das heiß ersehnte, sonnige Frühlingswetter hatte an diesem Nachmittag keine Chance, mit der atmosphärisch dichten, wienerischen Umsetzung eines der großen Stücke deutschsprachiger Literatur zu konkurrieren.
Als "Sternstunde"" angekündigt war dann auch die Ausstrahlung der legendären "Alpensaga" von Wilhelm Pevny und Peter Turrini. Der letzte Teil stand am Samstag auf dem Programm von ORF 2. Allerdings wurde er - wie schon die Folgen davor - gut versteckt und erst gegen Mitternacht hin gezeigt. Eine "Sternstunde des Fernsehens" - und darum handelte es sich zweifellos - so spät anzusetzen, ist eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig. In seiner scharfen Kritik an der seiner Meinung nach unzulänglichen Erfüllung des Kulturauftrags seitens des ORF hat IG-Autoren-Chef Ruiss kürzlich die Frage aufgeworfen, inwieweit der ORF nicht schon längst wie RTL geworden sei. Das war überzogen. Der ORF ist wie Vox geworden. Dieser Privatsender steht nämlich freitags ab Mitternacht stets im Zeichen kulturell hochwertiger "Themenabende" - zuletzt eine "Opern-Gala 2003", die von 0.10 Uhr bis 5.40 Uhr dauerte.