Stronach-Obmann Lugar will dafür in Streikfonds der Gewerkschaft schauen.
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Wien. Das Match zwischen Frank Stronach und der Gewerkschaft hat sich auf eine neue Ebene verlagert. Sah es vergangene Woche noch so aus, als würde das Team Stronach die Gewerkschaft gleich komplett abschaffen wollen, ging es in der ORF-Sendung "Im Zentrum" am Sonntag Abend um tiefe Einblicke beim jeweils anderen, sprich um Transparenz.
"Franks" Reichensteuer
Stronach sagte: "Die Gewerkschaften sind wichtig", seien aber "überverwaltet" und hätten "Paläste". Und er drängte in der Sendung mehrmals darauf, "in die Bücher" des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ÖGB schauen zu dürfen. Als Replik erinnerte ÖGB-Chef Erich Foglar Stronach daran, dass er seine Einkommensteuererklärung noch immer nicht vorgelegt habe - was Stronach wiederholt ankündigt hatte. Außerdem habe der ÖGB normale Bürogebäude und gebe das meiste wieder für die Mitglieder aus.
Zu den "Büchern" heißt es am Tag nach der Sendung aus dem ÖGB zur "Wiener Zeitung": "Wir sind ein privater Verein, unsere Bilanz liegt offen im Internet. In die Bücher, was immer Stronach damit meint, kann maximal die Finanz schauen."
Und der Obmann des Team Stronach, Robert Lugar, kündigt an, Frank Stronach werde seine Steuererklärung "vor der Wahl" publik machen. "Das ist nicht einfach mit dem vielen Einkommen. Sobald alles entsprechend aufgearbeitet ist, wird es offengelegt."
Zum Hinweis auf die Gewerkschafts-Bilanz im Internet meint er: "Es stimmt nicht, dass alles online steht. Wir wollen genau wissen, wie viel die Gewerkschaft für Gebäude und für Verwaltung ausgibt." Besonders hat es ihm der Streikfonds der Gewerkschaft angetan. "Gibt es ihn noch, wie viel liegt drin, wie hoch sind die Zinsen, die er abwirft, und wie viel muss jedes Mitglied einzahlen?"
"Natürlich gibt es einen Streikfonds, und natürlich sagen wir nichts darüber", heißt es aus dem ÖGB. Aus dem Streikfonds können im Fall von Streiks Löhne weiterbezahlt werden. Würde die Gewerkschaft verraten, wie viel im Fonds liegt, würde sie preisgeben, wie lange sie durchhält. Deswegen bleibt sein Inhalt ein gut gehütetes, strategisches Geheimnis. "Wir legen den Arbeitgebern doch nicht offen, wie lange wir streiken können."
Gegen das "Kollektiv"
Änderungsbedarf sieht das Team Stronach bei den jährlichen Lohnrunden im Rahmen der Kollektivverträge. Statt einheitlicher Erhöhungen von zum Beispiel drei Prozent über eine gesamte Branche sollten Betriebe mit schwachen Gewinnen niedrigere und solche mit guten Gewinnen höhere Abschlüsse machen dürfen, und zwar innerhalb einer bestimmten Bandbreite. "Das Kollektiv ist nicht mehr zeitgemäß."
Foglar betonte "Im Zentrum", wie gut die Sozialpartnerschaft in Österreich funktioniere und dass sich wegen der guten Krisenbewältigung andere Länder an ihr ein Beispiel nehmen würden.
Die Abschaffung der Gewerkschaft will Lugar übrigens nie gefordert haben, er stelle nur die Frage, ob man sie braucht. Am Vorschlag, sie mit der Arbeiterkammer zusammenzulegen, hält er fest. Und am Reibebaum Gewerkschaft sowieso. Was den ÖGB nicht überrascht: "Das ist alles nichts Neues, das hat Stronach schon vor zehn Jahren gesagt."