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Steve Jobs, Popstar der Elektronikwelt, tritt ab

Von Regine Bohrn

Wirtschaft

Apple-Chef Steve Jobs hinterlässt nach seinem Rücktritt eine große Lücke. | Wegbegleiter beschreiben Jobs als kompromisslos und tyrannisch.


Cupertino/Wien. Die Welt von Apple wirkt, als wäre sie friedlich und ohne Sorgen: Die Rechner, die im Fachjargon iMac genant werden, sind bunt und die Musikabspielgeräte (iPods) gibt es ebenfalls in vielen leuchtenden Farben zu kaufen. Wenn man aber hinter die Kulisse des sympathisch wirkenden Unternehmens blickt, schaut die Sache anders aus.

Firmengründer Steve Jobs, der am Donnerstag als Firmenchef zurückgetreten ist, wird von Wegbegleitern nämlich als tyrannisch, eitel und kompromisslos beschrieben. Produkte sind bei ihm entweder "wahnsinnig großartig" oder "scheiße". Aber nicht nur Produkte wurden in den Himmel gelobt oder vernichtet, sondern auch Mitarbeiter. Angestellte konnten heute Genies sein und morgen Volltrottel. Die "Helden-Arschloch-Achterbahn" nannten Apple-Mitarbeiter das Herrschaftsprinzip von Jobs. Laut seiner unautorisierten Biografie hatten Angestellte auch Angst, mit dem heute 56-Jährigen im Lift zu fahren, da sie bis zum Aussteigen ihren Arbeitsplatz los sein konnten.

Wie es scheint, dürften diese Eigenschaften Jobs allerdings nie zum Verhängnis geworden sein. Und auch der verlorene Machtkampf um Apple im Jahr 1985 ist längst vergessen. Damals wurde Steve Jobs hinausgeworfen und hat sich zudem mit Apple-Mitbegründer Steve Wozniak überworfen. Jobs wurde nach seinem Rausschmiss Chef der Animationsfilm-Studios Pixar und mit Apple ging es bergab. 1997 kam Jobs aber wieder zurück und führte Apple aus einer tiefen Krise. 2001 brachte der Visionär den iPod auf den Markt - und schon waren die dunklen Jahre und die Verluste vergessen.

Apple ist Jobs und Jobsist Apple

Mit seinem Rücktritt, den Jobs mit den Worten: "Ich habe immer gesagt, sollte jemals der Tag kommen, an dem ich nicht mehr länger meinen Verpflichtungen als Chef von Apple nachkommen und die Erwartungen erfüllen kann, werde ich der Erste sein, der es Euch sagt. Leider ist dieser Tag gekommen", bekannt gab, hinterlässt er nun eine personelle große Lücke. Denn: Apple ist Jobs und Jobs ist Apple. Zu sehen war das bereits, als Jobs im Jänner dieses Jahres eine Auszeit angetreten hat: Die Apple-Aktie ist daraufhin eingebrochen. Ähnliches hat sich auch am Donnerstag wiederholt.

Warum der vierfache Vater als Konzernchef zurückgetreten ist und nur mehr als Vorsitzender des Verwaltungsrats tätig sein wird, wurde offiziell nicht bekannt gegeben. Es darf aber vermutet werden, dass es die Gesundheit nicht mehr zugelassen hat. 2004 erkrankte Jobs an Bauchspeicheldrüsen-Krebs und 2009 musste er sich einer Lebertransplantation unterziehen. Wie es nach dem Rücktritt des passionierten Rollkragenpullover-Trägers mit Apple weitergeht, steht in den Sternen.

Seinem Nachfolger, Tim Cook, fehlt laut Experten nicht nur das Charisma von Steve Jobs, sondern viele Beobachter befürchten auch, dass Apple unter Cooks Führung seine Innovationskraft verlieren wird. Apple-Gründer Jobs sieht das allerdings anders und meinte in seinem Abschiedsbrief: "Ich glaube, dass Apple seine hellsten und innovativsten Tage noch vor sich hat. Und ich freue mich darauf, diesen Erfolg in meiner neuen Rolle zu beobachten und meinen Beitrag dazu zu leisten." In seiner Zeit als Apple-Chef hat Jobs bereits vieles dazu beigetragen, die Welt der Rechner, Musikabspielgeräte und Telefone zu revolutionieren. Bestätigt wird das auch von Mitbegründer Steve Wozniak: "Jobs ist der größte Technologieführer, den wir jemals in unserem Leben gesehen haben."

Und auch Pamela Kerwin, eine Weggefährtin Jobs, streute ihm in einem Interview mit dem "Spiegel" Rosen: "Er fühlt nicht, was heute cool ist, er fühlt, was morgen cool sein wird. Dann hetzt er Leute, motiviert Leute, und manche gehen, aber die Besten bleiben. Er bringt die Besten dazu, das Bestmögliche zu leisten, weniger würde er nicht annehmen. Und er ist gnadenlos kompromisslos. Sehen Sie sich das iPhone an: Wie viele Leute sagten, es braucht mehr Knöpfe, es braucht eine Batterie, die man wechseln kann? Alle sagten das. Aber er denkt: Nein, das ist nicht verbraucherfreundlich. Und natürlich hatte er all diese Klarheit auch damals."

iPads, iPhones und Co als Religion

Dass Jobs weit mehr als "nur" ein Unternehmenschef war, beweisen auch die Zuschreibungen der Medien. So hob das "New York Magazine" Jobs mit der Zeile "iGod" auf den Titel. Als Apple das iPad ankündigte, zeigte der "Economist" Jobs als Jesus-Ikone. Zum endgültigen Popstar der Elektronikbranche wurde Jobs, als ihn Comic-Zeichner Matt Groening in einer Folge der TV-Serie "Die Simpsons" auftreten ließ. Im Gegensatz zur Apple-Fangemeinde huldigte Groening Steve Jobs aber nicht, sondern er machte sich über ihn und die hohen Preise der Apple-Produkte lustig.