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Präsident Joseph Kabila wird als Favorit gehandelt. | Kinshasa. (dpa) Wenn es nach den Wahlplakaten geht, gibt es bei der Stichwahl im Kongo am kommenden Sonntag keine Verlierer. Unter dem Porträt des leicht unbeholfen wirkenden Präsidenten Joseph Kabila steht in dicken Lettern "Sieger". Sein Herausforderer Jean-Pierre Bemba präsentiert sich staatsmännisch als "Präsident der Republik", die Hände vor sich auf dem Schreibtisch gefaltet, im Hintergrund die Nationalflagge.
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#"Gut vorbereitet"
In der Hauptstadt Kinshasa ist unterdessen die Sorge groß, dass es nach Verlautbarung des Wahlergebnisses erneut zu Ausschreitungen kommt. "Es könnte schnell wieder brenzlig werden", sagt ein Vertreter der Vereinten Nationen. Die Bekanntgabe des Ergebnisses ist für den 19. November vorgesehen. Der neue Präsident soll am 10. Dezember ins Amt eingeführt werden.
Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Runde war es zu Gefechten mit mehr als 20 Toten gekommen. Einige Ausländer haben vorsorglich das Land verlassen, andere haben ihre Familien heimgeschickt. Auch die EU-Truppe unter Führung der deutschen Bundeswehr bereitet sich auf einen möglichen Einsatz vor. "Es hat uns ziemlich überrascht, als es im August zu den Ausschreitungen kam", sagt ein Bundeswehrsoldat. "Dieses Mal sind wir besser vorbereitet." Etwa 200 deutsche und holländische Soldaten werden zur Verstärkung der EUFOR-Truppe aus dem benachbarten Gabun eingeflogen.
Rein rechnerisch hat Kabila beste Chancen zu gewinnen. Er hatte bei der ersten Runde nur knapp die absolute Mehrheit verfehlt. Zudem haben die beiden Kandidaten, die auf Platz drei und vier kamen, ihm ihre Unterstützung zugesagt. Einer von ihnen ist ein Sohn des früheren Diktators Mobutu Sese Seko. Manche Beobachter räumen aber auch Bemba Chancen ein, der sich als starker Führer darstellt und den Wählern verspricht, dass sie endlich vom Reichtum ihres Landes profitieren werden. Zudem hat Kabila kurz vor der Stichwahl die geplante Fernsehdebatte mit Bemba platzen lassen. Nach eigenen Angaben hält Kabila die Sicherheitsvorkehrungen im Fernsehgebäude nicht zufrieden stellend. Beobachter gehen davon aus, dass der Schritt Kabila schaden wird. Der öffentlichkeitsscheue Präsident ist im Wahlkampf kaum in Erscheinung getreten, lediglich seine Frau Olive trat auf Massenveranstaltungen auf und hielt Wahlkampfreden.
"Ich wähle Joseph (Kabila), weil er Frieden gebracht und Wahlen organisiert hat", sagt Mama Malu, eine Marktverkäuferin in Kinshasa. Sie sei zwar nicht überzeugt, dass Bemba seine Niederlage akzeptieren werde, "aber dann bringen wir es ihm eben mit Gewalt bei", sagt die junge Frau. "Kabila wird dafür sorgen, dass endlich Straßen gebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden", meint sie.
Zwei Privatarmeen
Beobachter warnen immer wieder vor dem Konfliktpotenzial, dass in den Privatarmeen der beiden Kandidaten besteht. Kabila befehligt allein in Kinshasa schätzungsweise 5.000 Präsidialgardisten. Bembas Truppen werden auf bis zu 1.000 geschätzt.
Die EUFOR-Patrouillen mit gepanzerten Fahrzeugen sollten abschreckend wirken. Die Lage in der kongolesischen Hauptstadt wird von internationalen Beobachtern als derzeit "ruhig, aber nicht stabil" bezeichnet.