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"Stiller Teilhaber am Terror"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Politologe und Exil-Iranerin attackieren OMV. | Konkurrenten in den Startlöchern. | Wien. Die OMV gerät wegen ihres geplanten Gas-Deals mit dem Iran zunehmend unter öffentlichen Beschuss. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien wurde der Konzern von dem deutschen Politologen und Iran-Forscher Matthias Küntzel scharf als "stiller Teilhaber des Terrors" attackiert. Auch die Exil-Iranerin und Menschenrechtsaktivistin Ghazal Omid forderte von der OMV, "Profit gegen das Leben von Frauen und Kindern" abzuwägen. Denn das Geld der OMV (das Geschäftsvolumen soll 22 Mrd. Euro betragen) werde die Regierung Mahmoud Ahmadinejads weiter unterstützen. Dabei stünde das Regime jetzt schon auf wackligen Beinen, meint die Exil-Iranerin: In einigen Monaten würde dem Iran das Geld ausgehen. Die iranischen Banken würden jetzt schon das Geld ihrer Kunden einfrieren und nichts mehr ausbezahlen, erklärte Omid gegenüber der "Wiener Zeitung". Das OMV-Projekt gibt dem Regime allerdings wieder Auftrieb.


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Die USA kritisieren, dass sich die OMV über den "Iran Sanctions Act" der USA hinwegsetzen, mit dem die USA Wirtschaftssanktionen gegenüber ausländischen Unternehmen androht, die im Iran verstärkt investieren. Indirekt könnte die OMV nämlich das Atom-Programm des Irans finanzieren. "Viele Enerigekonzerne würden die iranischen Erdgasfelder lieber heute als morgen ausbeuten. Dennoch haben sie ihr Profitinteresse der internationalen politischen Räson untergeordnet. Das Mullah-Regime darf nicht hofiert werden, solange es sein Atomprogramm nicht stoppt", wetterte Küntzel, der früher die deutschen Grünen beraten hat, und kritisierte, dass die österreichischen Parteien hinter dem OMV-Deal stehen. In anderen Ländern hätten die Regierungen ihre Konzerne gezügelt.

Wenig Moral bei Energie

Das Geschäft mit der Energie entspricht selten einem hohen moralischen Standard. Offshore-Plattformen in der Nordsee verschmutzen die Meere, in Russland müssen Energiekonzerne zwielichtige Abkommen mit der russischen Regierung abschließen, und falls die Konzerne am afrikanischen Kontinent aktiv werden, kommt oft der Vorwurf, dass sie ein menschenverachtendes Regime unterstützen.

2003 hat sich die OMV aus dem Sudan zurück gezogen, nachdem die Wirren des Bürgerkrieges gänzlich "unübersichtlich" wurden, erklärt OMV-Sprecher Thomas Huemer. Der Effekt war, dass sich statt ihr chinesische und indische Unternehmen dort niedergelassen haben, die einen geringeren menschenrechtlichen Standard an ihre Umwelt anlegen, als es die OMV gemäß ihres Corporate Code of Conduct tat.

Auch als die OMV 1988 in das Libyen-Geschäft eintrat, gab es Proteste. Die USA hatten Sanktionen gegenüber Libyen und dem Iran verhängt. "Jetzt gehört nur noch der Iran zu der Achse des Bösen", meint Huemer - und die Amerikaner strömen nach Libyen zurück. Die OMV hat die ganze Zeit dort allerdings ausgesessen, genauso wie auch die Konkurrenz Repsol und Shell. "Öl und Gas findet sich nicht immer im Weinviertel, um es überspitzt zu formulieren", meint dazu der OMV-Sprecher. Der Iran exportiere jetzt schon große Mengen an Erdöl; Repsol, Shell und E.On seien schon länger im Iran aktiv - und teilweise auch an der Entwicklung des South Pars Gasfeldes beteiligt, bei dem die OMV nun einsteigen wolle.

"Europa braucht mehr Gas. Das ist ein Faktum. Und die OMV versucht, das zu liefern", meint der OMV-Sprecher. "Es liegt an der Politik und der internationalen Gemeinschaft, die Regeln festzusetzen."