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Die ÖVP tut es bereits - SPÖ, Grüne und auch BZÖ folgen demnächst. Die Rede ist vom organisierten Stimmenfang mithilfe von Prominenten. Anders als die anderen präsentiert sich hier wieder einmal nur die FPÖ: Sie will statt mit Personenkomitees lieber mit Testimonials von einfachen, mit den Freiheitlichen sympathisierenden Bürger für sich Stimmung machen.
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Kein schlechter Schachzug, wenn man bedenkt, dass sich Themen und Stil der Blauen zwar ausgezeichnet für herkömmliche Wahlkampfzwecke eignen, für diese etwas sublimierte Form des Stimmenfangs aber denkbar ungeeignet sind. Gut möglich, dass so mancher bekannte Name aus Wirtschaft, Kultur und Sport im Stillen sein Kreuzerl bei der FPÖ macht, öffentlich dazu bekennen wollen sich allerdings die wenigsten.
Demokratiepolitische Puristen werden über das Werben um und von bekannten Namen im Rahmen von angeblich überparteilichen Plattformen natürlich die Nase rümpfen. Tatsächlich wird das Ideal vom aufgeklärten mündigen Bürger dadurch arg in Mitleidenschaft gezogen. Immerhin tendieren solche Initiativen doch dazu, die Fähigkeit der Menschen zur eigenen Meinungsbildung über die Politik im Allgemeinen und die zur Wahl stehenden Parteien im Besonderen zu leugnen.
Mit etwas weniger prinzipieller Verbissenheit lassen sich Personenkomitees aber auch als taugliche Entscheidungshilfe in einer Situation verstehen, an deren zunehmenden Unübersichtlichkeit alle Seiten verbissen arbeiten. Welchem Wähler kann man verübeln, dass ihm vor lauter rosaroter Schönfärberei der Regierung und apokalyptischer Schwarzmalerei der Opposition die Orientierung abhanden kommt. In solch einer Lage greift man eben auf vormoderne Politikformen zurück - und orientiert sich an den Meinungen jener Menschen, denen man vertraut beziehungsweise die man für vertrauenswürdig oder einfach nur sympathisch erachtet.
Dass die Parteien verstärkt bei der intakten Glaubwürdigkeit von Personen außerhalb der Politik Zuflucht suchen, zeigt übrigens, dass sie den Verlust der eigenen Vertrauenswürdigkeit längst selbst als ernstes Problem erkannt haben. Auf Dauer bieten aber auch Prominenten-Testimonials keine Abhilfe.
Die Frage, ob mit mehr oder weniger Prominenz besetzte Komitees bei den Wählern auch wirken, lässt sich relativ leicht mit einem Hinweis auf ihr geballtes Auftreten im Vorfeld von Wahlen beantworten. In Stimmenprozent lässt sich das aber natürlich nicht quantifizieren. Gut möglich auch, dass sich das allseitige Bemühen um prominente Wahlhelfer wechselseitig neutralisiert.
Spannend wird sein, ob es den Parteien in den kommenden Wochen gelingen wird, auch die eine oder andere personelle Überraschung in den Unterstützungskomitees zu präsentieren. Das allerdings wird in einer so parteipolitisch auf- und eingeteilten Gesellschaft wie Österreich alles andere als leicht.