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Stimmenjagd im Plakatwald

Von Heiner Boberski

Politik

Die erste ÖH-Wahl ohne Direktwahl der Bundesvertretung wird zum Gradmesser, ob die Repräsentanten der Studenten in Zukunft noch politisches Gewicht haben.


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Plakatwälder vor den Universitäten, an denen die Mehrheit der Studierenden achtlos vorbeihastet - alle zwei Jahre bieten ÖH-Wahlkämpfe das gleiche Bild. Ist dann die Wahl geschlagen, wird fast regelmäßig die weiter sinkende Wahlbeteiligung - nur beim letzten Mal, nach Einführung der Studiengebühren, stieg sie wieder leicht auf 29,9 Prozent an - beklagt oder weitschweifig zu erklären versucht. Und dann geht es für die Gewählten an die Arbeit, die sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche erstreckt: einerseits sind Serviceleistungen für die Studierenden zu erbringen, andererseits gilt es, gegenüber dem Bildungsministerium und den Lehrenden Flagge zu zeigen, Verbesserungen der Studienbedingungen zu erkämpfen und sich als bildungspolitische Kraft zu profilieren.

In letzter Zeit war dies ein ohnmächtiger Kampf einer in die Defensive gedrängten ÖH, die nach den Studiengebühren auch eine auf Schwächung der Hochschülerschaft als politische Kraft ausgerichtete Wahlordnung schlucken musste. Die Bundesvertretung wird nicht mehr die Stärke der kandidierenden Listen widerspiegeln. Erfolge an den einzelnen Hochschulen, und da wieder an den kleineren, bekommen überproportionales Gewicht.

Ob der Unmut über diese Reform und die weithin - auch mit populistischen Floskeln wie "Elite-Uni für alle" - beschworene Verteidigung des nur in Österreich freien Hochschulzuganges reichen, um mehr Studierende an die Urnen zu bringen? Wollen die meisten nicht nur rasch und zu gerechten Bedingungen studieren?

Sollte die Wahlbeteiligung nicht dramatisch steigen, liegt der Verdacht nahe, dass Österreichs Studierende von ihrer Vertretung - wie die Regierung - kaum noch bildungspolitischen Einfluss, sondern nur noch regionale Serviceleistungen erwarten.