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Stimmung ist im Keller

Von Petra Medek

Wirtschaft

Unsicherheit der Belegschaft wächst. | Qualitäten der Chefs angezweifelt. | Wien. Die Stimmung bei Österreichs Arbeitnehmern ist im Keller - und eine Besserung ist nicht in Sicht. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Arbeitsklima-Index der AK Oberösterreich. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2010 könnte sich dies bessern, meint Christoph Hofinger vom Institut Sora, das an der Erstellung des Index mitarbeitet.


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"Die gedämpfte Stimmung hat sich über das ganze Land ausgebreitet", so Hofinger. Tendenziell sind Männer unzufriedener als Frauen - das liegt daran, dass vor allem männerdominierte Branchen von der Krise betroffen sind: In den Bereichen Bau, Industrie und Gewerbe waren im letzten Quartal 2008 noch elf Prozent der Befragten pessimistisch für ihre Branche, aktuell sind es 23 Prozent.

"Auch innerhalb der Belegschaft führt die Krise zu Spannungen", erläutert Reinhard Raml vom Ifes-Institut. Waren letztes Jahr noch 57 Prozent der Befragten mit ihrer Kollegenschaft sehr zufrieden, so sind es jetzt nur mehr 51 Prozent. "Die Unsicherheit wächst. Die Mitarbeiter überlegen, ob es einen Kollegen oder sie selbst treffen könnte, wenn es zu Kündigungen kommt".

Kollegialität löst sich auf

Auch der Führungsstil des Chefs wird vermehrt hinterfragt. Waren im ersten Quartal 2008 noch 40 Prozent sehr zufrieden mit ihrem Vorgesetzten, so ist es jetzt nur mehr jeder Dritte. Dass Chefs in der Krise stärker auf dem Prüfstand stehen, ergab auch eine Studie der Uni Frankfurt. Wissenschafter haben dafür rund 1000 Supervisoren befragt. Fazit: Arbeitnehmer fühlen sich zunehmend überfordert, das Betriebsklima verschlechtert sich.

Glaubt man der deutschen Studie, so lösen sich Kollegialität und Solidarität langsam in Luft auf. "Oft ist die Belegschaft in Gruppen gespalten, die sich gegenseitig das Leben schwer machen", zitiert "Financial Times Deutschland" Studienleiter Rolf Haubl. Die Beschäftigten beklagten sich, dass ihre Chefs die notwendigen Kompetenzen nicht mitbringen, um die Krise für die Mitarbeiter erträglich zu gestalten. "Führungskräfte scheinen in vielen Bereichen selber überfordert", heißt es.

Ein Problem, dass nicht nur auf Deutschland zutrifft. "Ich empfehle Managern immer Ehrlichkeit", meint Wolfgang Knopf, Vorsitzender der Österreichischen Vereinigung für Supervision. Die Mitarbeiter würden sich nicht mit pauschalen Lösungsankündigungen abspeisen lassen. Viel glaubwürdiger sei es zu sagen, "ich habe keine Ahnung, wo uns das hinführen wird, aber ich bemühe mich".