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Stoiber: Rücktritt pünktlich zum 66.Geburtstag

Von WZ-Korrespondent Markus Kauffmann

Europaarchiv

CSU wählt neuen Vorsitzenden. | Berlin. Am letzten Samstag im September, seinem 66. Geburtstag, wird Edmund Stoiber als Vorsitzender der bayerischen CSU nach acht Jahren zurücktreten. Das wird der Schlussstrich unter die "Affäre Pauli" sein, eine angebliche Bespitzelungsaktion aus dem Stoiber-Umfeld gegen die "schöne Landrätin" aus Fürth, Gabriele Pauli. Gleichzeitig ist dies die Weichenstellung für die Kommunal- und Landtagswahlen in Bayern, die beide 2008 bevorstehen.


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Die Wahl der oder des neuen Vorsitzenden - oder besser gesagt: die "Kampfabstimmung" - verspricht spannend zu werden. Für die Stoiber-Nachfolge kandidieren der Wirtschaftsminister des Freistaates, Erwin Huber (61), Bundesagrarminister Horst Seehofer (58) und besagte Gabriele Pauli, die den Rücktrittsprozess ausgelöst hatte.

Ein Erfolg Paulis wäre in mehrfacher Hinsicht sensationell. Mit ihr stünde erstmalig eine Frau an der Spitze der Bayern-Partei, zudem verkörpert sie einen durchaus frischen, emanzipierten Frauentyp. Auguren rechnen jedoch höchstens mit einem Achtungserfolg, denn sie gilt als "Königsmörderin".

Arg beschädigt wurde der Ruf Seehofers durch seine private außereheliche Affäre, die der Boulevard dankbar aufgriff. Dennoch bleibt er eine ernste Herausforderung für Erwin Huber. Er, der "ewige Kronprinz" Stoibers setzt jedoch auf eine Tandem-Lösung mit Günther Beckstein (63), der am 9. Oktober zum Ministerpräsidenten gewählt werden soll.

Huber hat Erfahrung als Parteisekretär, Seehofer hingegen ist der bundespolitisch weitaus Bekanntere. Denkbar wäre, dass Huber zwar die meisten Stimmen erhält, die erforderliche "Absolute" aber verfehlt. Ab dem 2. Wahlgang würde die relative Mehrheit reichen - damit wäre Frau Pauli das Zünglein an der Waage.

Mehrfachkandidaturen, Kampfabstimmungen, Frauen an der Spitze - für CSU-Maßstäbe sind das revolutionäre Verhältnisse. Welche Folgen dies hat, wird man im Frühjahr bei den Kommunalwahlen und im Herbst bei der Landtagswahl erkennen. Immerhin steht für die CSU eine 61-Prozent-Mehrheit auf dem Spiel.