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Bäumt sich eine Tsunami-Flutwelle auf, gibt es kaum Rettung. Hilfe bieten höchstens aufwendige Frühwarnsysteme. Leider verfügen nur die wenigsten gefährdeten Weltgegenden über solche Abwehrmechanismen. Auch gegen die sich im Zuge der aktuellen Finanzkrise in unglaublichem Ausmaß aufbäumende Flutwelle staatlicher Eingriffe, die die letzten Reste unserer freien Gesellschaft hinwegzuschwemmen droht, scheinen wir keine wirksamen Abwehrmechanismen zu haben.
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Die Analysen der größten Wirtschaftskrise seit 1929 sind sich einig. Schuld seien schrankenloser Kapitalismus und systemimmanente Schwäche einer freien Wirtschaftsordnung, mit den Hauptparametern Gier, Egoismus und Skrupellosigkeit. Die logische Lösung sei das heilbringende Wirken staatlichen Handelns, da nur selbstlose, sozial denkende und von Partikularinteressen freie, demokratisch geadelte politische Vertreter und Institutionen wirklich wüssten, was nun zu tun ist.
Aus liberaler Sicht ist die Situation erschütternd. Die Niederlage scheint total, der obrigkeitsstaatliche Etatisten-Tsunami unabwendbar. Globale Kontroll-Instanzen, Verstaatlichung und neue Steuern sollen den Markt bändigen und Sicherheit und Gerechtigkeit zurückbringen. Alle Dämme scheinen zu brechen.
Es gibt jedoch Freiheitliebende, die das einzigartige Individuum schätzen, nach wie vor auf die positive Kraft der freien Marktwirtschaft vertrauen und sich nicht durch Wahlgeschenke kaufen lassen. Vertreter einer liberalen Ökonomie sagten seit Jahren sehr konkret die aktuellen Probleme vorher und sehen, dass wir vor den Trümmern staatlichen Versagens und nicht jenem der Freiheit stehen, waren doch staatliche Institutionen für ungezügelte Geldmengenausweitung und Niedrigzinspolitik verantwortlich.
Es gibt Menschen, die wissen, dass ach so kapitalistische Institute wie Freddy Mac und Fannie Mae in Wahrheit halbstaatliche Unternehmen waren, die sozialpolitische Ergebnisse hervorbringen sollten, die am freien Markt nie entstanden wären. Und nicht wenige halten es für einen Skandal, dass durch steuergeldfinanzierte Rettungsaktionen Privatbanken gerettet werden und so das wichtige Element der Marktbereinigung ausgehebelt wird. Und es gibt Warner, die immer schon der Meinung waren, entgegen des politischen und ökonomischen Mainstreams sei Sparen wichtiger als Konsumieren - im privaten wie im öffentlichen Bereich.
Für all jene Vertreter der Freiheit ist es derzeit sehr schwierig. Alles ist politisch, der Staat ist und kann alles. Dennoch gibt es alternative Stimmen. Diese finden jedoch nur schwierig Gehör, da ihr Menschenbild und die daraus resultierende politische Philosophie sehr realistisch sind. Und das bedeutet: nicht planbar, nicht politisch steuerbar und somit für Politiker und Intellektuelle nicht brauchbar.
Patrick Minar arbeitet als Public Affairs-Berater in Wien, betreibt den liberalen Weblog www.ichbinsofrei.at und ist Mitinitiator der Plattform www.meinEuro.at.