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Strache: Comeback in Wien?

Von Daniel Bischof

Politik

Die Fixierung auf Strache ist für die Blauen ein riskantes Spiel.


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Wien. Seine Ämter hat er zurückgelegt, sein Nachfolger ist bestimmt, dennoch dreht sich in der Wiener FPÖ weiterhin alles um ihn: Heinz-Christian Strache. Der Gerüchtetopf über seine alsbaldige Rückkehr brodelt über, schon für die Wien-Wahl 2020 könnte er wieder als Spitzenkandidat für die Blauen ins Rennen gehen. Munter facht Strache das Feuer an. "Mein politisches Leben, das sich stets auf Wien und Österreich fokussiert hat, ist mit Sicherheit nicht am Ende", sagte er am Montag. "Strache möchte bei Wien-Wahl antreten", titelte dann auch die "Kronen Zeitung".

Der Geist ist also aus der Flasche. Ihn wieder einzufangen, wird nicht leicht, auch wenn sich die Wiener Blauen bei ihrer Klubklausur in Frauenkirchen im Burgenland am Dienstag zurückhaltend zeigten. "Wir werden sehen, wie sich das weiterentwickelt", sagte der designierte Landesparteiobmann Dominik Nepp zu Straches möglichem Comeback.

Treue Anhänger

Auf den ersten Blick erscheint eine rasche Rückkehr nicht abwegig, ist Strache doch  weit bekannter als Nepp. Nur Johann Gudenus, der jahrelang als Nachwuchshoffnung aufgebaut wurde, erreicht annähernd Straches Bekanntheitswerte; Gudenus zog sich aufgrund des Ibiza-Videos aber aus der Politik zurück.

Strache hat weiterhin zahlreiche treue Anhänger, wie etwa seine 45.000 Vorzugsstimmen bei der EU-Wahl und hundertausende Unterstützer seiner Facebook-Seite zeigen. Auch in der Wiener FPÖ, deren Landesparteiobmann er 2004 wurde, genießt er weiterhin den Rückhalt so manchen Funktionärs. Vereinzelt hatten Wiener Freiheitliche sogar im Zuge des Ibiza-Videos gefordert, dass Strache nicht zurücktreten und an der Parteispitze bleiben solle. Strache gab seine Funktionen jedoch ab, als sein Nachfolger wurde Nepp designiert.

Die Zeitfrage

Die Fixierung auf Strache ist für die Blauen aber ein riskantes Spiel. Wie soll sich Nepp öffentlich profilieren können, wenn alle Augen ständig auf die mögliche Rückkehr des Ex-Chefs gerichtet sind? Nepp könnte als lahme Ente gesehen werden, der den Spitzenplatz für den eigentlichen Chef nur warmhält. Das könnte sich wiederum rächen, wenn Strache doch nicht so bald wiederkehrt.

Denn Straches Comeback hängt vor allem vom Ausgang der strafrechtlichen Ermittlungen zum Ibiza-Video ab. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen Strache und Gudenus wegen des Tatbestands der Untreue "in unterschiedlichen Beteiligungsformen".

Strache selbst hat am Montag eingeräumt, dass eine Rückkehr in die Politik nur erfolgen könne und solle, wenn die Hintergründe des Ibiza-Videos weitestgehend aufgeklärt seien. Auch Nepp betont: "Erst wenn das alles aufgeklärt ist, stellt sich die Frage, ob es ein politisches Comeback gibt oder nicht."

Solange die Ermittlungen daher nicht eingestellt sind, wird ein Comeback kaum möglich sein; bei Erhebung einer Anklage droht ein langwieriges Hauptverfahren - und eine Verurteilung. Zudem ist unklar, ob das strafrechtliche Verfahren überhaupt bis zum Wiener Wahlkampf 2020 rechtskräftig abgeschlossen ist. "Manchmal mahlen die Mühlen der Justiz sehr langsam, weil sie genau hinschauen und alles aufklären wollen. Das kann sich ziehen", so Nepp im Hinblick auf die mögliche Verfahrensdauer.

Faktor NR-Wahl

Ein wichtiger Faktor wird das Abschneiden der FPÖ bei der Nationalratswahl sein. Werden die Blauen für Ibiza abgestraft und stürzen sie dramatisch ab, wird Strache eine Rückkehr schwerer fallen. Schneidet die Partei hingegen gut ab, würde das darauf hindeuten, dass die Vorkommnisse auf Ibiza die blauen Wähler nicht sonderlich abschrecken. Straches Position wäre dann gestärkt.