Porträt von FPÖ-Obmann HeinzChristian Strache. | Der Rechtspopulist Strache hat Haider den Rang abgelaufen. | Wien. In allen Meinungsumfragen galt es als wahrscheinlich, dass die Wiener FPÖ die 10-Prozent-Marke bestenfalls streifen würde. Doch der sich als "echter Wiener" präsentierende FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache schaffte mit einem mehr als umstrittenen Wahlkampf das "blaue Wunder", als das er selbst zuvor ein Resultat über 12 Prozent bezeichnet hatte, und hielt die prognostizierten Verluste in Grenzen.
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Der gelernte Zahntechniker, am 12. Juni 1969 in Wien geboren, wurde schon als 21-Jähriger 1991 Bezirksrat. Zwei Jahre später eröffnete er ein Dental-Labor und wurde FPÖ-Bezirksobmann von Wien-Landstraße. Seit 1996 gehört Strache dem Wiener Gemeinderat an, 1999 leitete er in Wien den FPÖ-Nationalratswahlkampf. Im Jahr 2001 wurde er stellvertretender Klubobmann im Rathaus, 2002 Landesobmann-Stellvertreter.
2004 übernahm Strache von Hilmar Kabas den Wiener FPÖ-Vorsitz und wurde stellvertretender Obmann der Gesamtpartei. Auf die Entmachtung des rechten Parteiflügels durch Obfrau Ursula Haubner im März 2004 reagierte Strache mit der Zurücklegung des Postens als Vize-Obmann. Im April 2005 ließ er sich nach der Abspaltung des BZÖ durch den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider zum FPÖ-Bundesobmann wählen und vollzog den Bruch mit seinem langjährigen Vorbild Haider. Von da an ging er auf totale Konfrontation mit der orangen Gruppierung und bemühte sich mit unterschiedlichem Erfolg, die freiheitlichen Landesgruppen möglichst geschlossen hinter sich zu scharen. Die Resultate der folgenden Landtagswahlen zeigten, dass sich die FPÖ besser behaupten kann als das BZÖ, das sowohl in der Steiermark als auch in Wien den Einzug in den Landtag klar verfehlte und im Burgenland wohlweislich auf eine Kandidatur verzichtete.
Rüde Wahlkampftöne
Wie der deutschnationale Burschenschafter - Strache ist Mitglied der schlagenden Verbindung Vandalia - Konflikte austrägt, zeigte er auf verschiedenen Ebenen. Einen Konflikt unter Burschenschaftern - mit einem Salzburger Arzt - klärte er durch "sportliches Fechten". Den Ausdruck "Duell", der ihm für solche Händel fern liegt, sparte er sich für den Wiener Wahlkampf, als er sich als Herausforderer von Bürgermeister Michael Häupl im "Duell um Wien" plakatieren ließ.
Die rechtspopulistischen Töne, die Strache in diesem Wahlkampf anschlug und die in Slogans wie "Wien darf nicht Istanbul werden" und "Deutsch statt ,Nix versteh'n" gipfelten, trugen ihm von den politischen Gegnern, aber auch von Religionsvertretern Vorwürfe der Verhetzung, des Rassismus und der Islamfeindlichkeit ein. Ariel Muzicant, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, verglich den FPÖ-Wahlkampfstil sogar mit jenem der Nationalsozialisten. Inhaltlich profilierte sich Strache fast ausschließlich mit Kritik an der Ausländerpolitik und mit Anti-EU-Parolen.
Strache ist Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen. Zu seinen Hobbies zählen Snowboarden, Fußball, Tennis, Wildwasserpaddeln und Kung-Fu.