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"Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz", hatte Wiens Bürgermeister Michael Häupl einmal gemeint. Ein Paradebeispiel wahlkämpferischer Kurzsichtigkeit liefert derzeit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der aus der allgemeinen - und berechtigten - Empörung über die Spionageaktivitäten der USA Profit schlagen will und dabei völlig übers Ziel hinausschießt.
In der "Wiener Zeitung" (Dienstagsausgabe) fordert Strache einen Boykott US-amerikanischer IT-Unternehmen wie IBM, Microsoft, Oracle oder Unisys. Aufträge des öffentlichen Bereichs sollten "nur mehr an österreichische und europäische Firmen" erfolgen, schreibt Strache. Zu Ende gedacht ist diese Forderung nicht, denn treffen würde es nicht Amerikaner, sondern Österreicher.
Fällt der "public sector" als Kunde weg, wäre das für die Firmen katastrophal. Nicht für die IBM-Zentrale in Armonk/New York oder für Microsoft in Redmond/Washington, sondern für IBM Österreich am Donaukanal oder Microsoft Österreich in Wien-Meidling. Ohne den öffentlichen Sektor als Kunde wackeln dort Arbeitsplätze - hochqualifizierte, gutbezahlte Arbeitsplätze. Alleine IBM beschäftigt in Österreich rund 1500 Menschen, bei Microsoft arbeiten weitere 340, bei Unisys 160.
Ganz abgesehen davon, dass österreichische oder europäische Firmen nicht von einem auf den anderen Tag einspringen könnten, bedarf es zur Lösung dieses Problems eines umfassenderen Zugangs, aber sicher keines populistischen Schnellschusses wie einem Boykottaufruf.