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Strache vs. Haider: Die Schmutzkübel des Wahlkampfs sind voll gefüllt

Von Katharina Schmidt

Analysen

Er war da und dann war er weg und jetzt ist er wieder da - oder so. Kurz: Jörg Haider macht es spannend. Das mag auch sein gutes Recht sein, immerhin kann sich der Kärntner Landeshauptmann, designierte BZÖ-Obmann und mögliche Spitzenkandidat auf diese Weise eine Medienpräsenz sichern, die ihresgleichen sucht. Einen ähnlichen Effekt hatte die Verbringung von Asylwerbern aus Kärnten nach Traiskirchen: Innerhalb von zwei Wochen überholte Haider die Spitzenkandidaten von SPÖ und ÖVP, Werner Faymann und Wilhelm Molterer, was die Zahl der Nennungen in Fernsehen und Printmedien betrifft (Quelle: "Profil").


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Diese Aufmerksamkeit, die dem ehemaligen FPÖ-Frontmann zuteil wird, dürfte die Ex-Parteifreunde rund um Heinz-Christian Strache gehörig fuchsen. Bemüht sich Letzterer doch seit drei Jahren darum, Haider sowohl rhetorisch wie auch in der Wählergunst abzuhängen. Und das ist ihm bisher auch recht gut gelungen, prognostizieren doch sämtliche Umfragen der FPÖ einen kräftigen Zuwachs. Nur: Mit Peter Westenthaler an der Spitze, der eher ungeschickt agiert hat, war das BZÖ keine große Konkurrenz für den wortfreudigen FPÖ-Chef. Mit einem BZÖ-Chef vom Kaliber Haiders könnte sich das jedoch ändern - neben der Liste Dinkhauser könnte auch das orange Bündnis am blauen Wählerkuchen knabbern.

Andererseits hat sich das Phänomen Haider zuletzt stark auf Kärnten konzentriert: Dort tritt der gebürtige Oberösterreicher als Landesvater auf, taucht auf fast jedem Fest auf und kennt die Gäste beim Vornamen. Er weiß, dass er seine Stammwähler zu Hause mit einer Kandidatur auf Bundesebene abschrecken könnte - deswegen zierte er sich und betonte, keinesfalls ein Nationalratsmandat übernehmen zu wollen.

Allerdings spielt ihm hier die Logik einen Streich: Warum jemanden nach Wien wählen, der ohnehin lieber in Klagenfurt bleiben will? Und nicht zu vergessen: Bei der Nationalratswahl 2006 konnte das BZÖ entgegen allen Erwartungen kein Grundmandat in Kärnten erringen.

Trotz all dieser Unwägbarkeiten, mit denen die Orangen zu kämpfen haben, scheint sich die FPÖ vor ihnen zu fürchten. Denn kaum war Haiders Rückkehr bekannt, gingen die Blauen in die Offensive. Mit einer untergriffigen Anspielung auf eine angebliche sexuelle Orientierung Haiders schafften sie es sogar auf den Cover von "Österreich".

Zwar hieß es nachher, die diesbezügliche Aussendung sei falsch interpretiert worden, die mediale Präsenz hatte man aber vorerst zurückerobert - um den Preis, das Wahlkampfniveau in die Tiefen der politischen Instrumentalisierung des Privatlebens gestoßen zu haben. Eine Retourkutsche und damit ein Schmutzkübelwahlkampf zwischen früheren Parteifreunden wird uns wohl nicht erspart werden.