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Straches grüne Helferlein

Von Christian Ortner

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Man muss kein besonders überzeugter Anhänger der Grünen sein, um ein gewisses Interesse daran zu haben, dass diese Partei leidlich prosperiert. Denn nur wenn die Grünen ausreichend stark im Parlament vertreten sind, ist rein rechnerisch eine Regierungsform jenseits der großen Koalition einerseits und einer Machtteilhabe der ungustiösen FPÖ andererseits überhaupt möglich. Zumindest solange es hierzulande keine vernünftige liberale Partei gibt (nein, ein BZÖ mit ausgewiesenen Liberalen wie den Herren Westenthaler oder Stadler ist kein ernsthaftes Angebot an liberal gestimmte Wähler).


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Je schwächer hingegen die Grünen sind, umso wahrscheinlicher wird nach den nächsten Wahlen ein Dacapo der widernatürlichen und ineffizienten großen Koalition - oder ein Minister Strache.

Genau daran scheint die Führung der Grünen derzeit freilich zielstrebig zu arbeiten. Wenn deren Vorsitzende Eva Glawischnig den Zustand ihrer Partei mit "Stagnation" beschreibt, dann ist das ungefähr so, als würde man die Situation der Weltwirtschaft in den letzten Jahren als "suboptimal" beschreiben. Tatsächlich hat Glawischnig die Partei in Richtung Selbstmarginalisierung geführt, an einen richtigen Wahlerfolg können sich bald nur noch die Grünen der Generation Meissner-Blau erinnern, die Meinungsumfragen sind entsprechend mau. In Wien, dem grünen Kernland, geriert sich die Partei ähnlich den Blauen in Kärnten: jeder gegen jeden, ein für Außenstehende eher unnachvollziehbares, aber reichlich abstoßendes Schauspiel auf offener Bühne. Warum das jemand wählen soll, bleibt ein Geheimnis der grünen Führung. Aber vielleicht hat die noch nicht bemerkt, dass in Wien im Herbst gewählt wird.

Dass sie schlicht und ergreifend ungeeignet ist, die Grünen zu führen, hat deren Vorsitzende Eva Glawischnig erst dieser Tage wieder unter Beweis gestellt. Allen Ernstes erklärte sie, Zweifel an ihrer Wahlempfehlung für Heinz Fischer zu empfinden, weil sich dieser nun in der Causa Arigona Zogaj nicht eben sonderlich engagiere. Sie sei von Fischer, meinte Glawischnig, "enttäuscht". Das ist insofern bizarr, als sich der Herr Bundespräsident in dieser Angelegenheit genau so verhalten hat, wie von ihm zu erwarten war.

Glawischnigs "Enttäuschung" darüber lässt nur zwei Interpretationen zu: Entweder glaubt sie, was sie sagt, dann ist sie von einer monumentalen Naivität, die sie für ihren Job als Parteichefin disqualifiziert. Schließlich hat Fischer ja aus seinem diesbezüglichen Charakter wirklich nie ein Geheimnis gemacht. Oder aber sie glaubt es ohnehin nicht, was sie da sagt, dann muss sie sich freilich der Hochgrad-Heuchelei bezichtigen lassen, auch nicht gerade eine grüne Kardinaltugend.

Sollten die Grünen, was wohl anzunehmen ist, auch bei der Wahl in Wien ein ihrer derzeitigen Form angemessenes Ergebnis erleiden, wäre die Partei gut beraten, sich ihrer Führung zu entledigen und sich eine neue zuzulegen. Denn wenn die Grünen in diesem erbärmlichen Zustand weitermachen, könnte Strache Königsmacher bei der nächsten Regierungsbildung werden. Und wir können uns bei Frau Glawischnig dafür bedanken.