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Strachismus & Trumpismus

Von Thomas Seifert

Leitartikel

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Zugegeben, gegen Donald Trump wirken selbst die ungehobeltsten Rechtspopulisten-Polit-Rüpel Europas wie Musterschüler aus einem Benimmkurs von Thomas Schäfer-Elmayer. Zumindest, was ihren höchstpersönlichen Lebensbereich betrifft.

Allerdings gibt es frappierende Ähnlichkeiten zwischen Trumpismus, den Strategien von AfD, Ukip, Front National, Partij voor de Vrijheid und Strachismus.

Dystopischer Verbalradikalismus etwa: Geerd Wilders beschwört routinemäßig den Untergang des Abendlandes, Marine Le Pen jenen Europas. "Wir enden im Dritten Weltkrieg über Syrien, wenn wir Hillary Clinton folgen", sagte Trump am Dienstag in einem Reuters-Interview und spielte mit seiner Aussage darauf an, dass dies zu einem Konflikt mit Russland führen könnte. Aber was hatte Clinton verlangt? Die Einrichtung von Flugverbotszonen und sichere Gebiete zum Schutz der Zivilbevölkerung in Syrien. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wiederum prognostizierte zum wiederholten Mal einen herandräuenden "Bürgerkrieg" in Österreich: "Armutsmigranten" würden diesen in Österreich nicht unwahrscheinlich machen, sagte Strache in einer Rede. Weltkrieg und Bürgerkrieg also, mindestens.

Eine weitere Strategie: Journalisten, Wissenschafter, Experten und Intellektuelle werden zum Feindbild erklärt. Die Absicht der Rechtspopulisten: "Wir repräsentieren das Volk", sagen sie, "wir sind das Volk", so als wären jene, die über höhere Bildung verfügen und qualitätsvollere Presseprodukte lesen als Websites von Wirrköpfen und Boulevard-Kleinformate nicht Teil dieses Volkes.

Eine andere Strategie: die Missachtung von Wahlergebnissen. Trump bleibt dabei und bezichtigt seine Gegner der Wahlfälschung. Allerdings würde Trump die Wahlen akzeptieren, sollte er als sie gewinnen, wie er sagte. Österreichs Wählerinnen und Wählern kommt das ziemlich bekannt vor: Die FPÖ ließ zuletzt Wahlen anfechten, und Strache und der von ihm auserkorene Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer - so wahr ihm Gott helfe - haben Wahlmanipulation in den Raum gestellt.

Der in Wien aufgewachsene Ausnahmehistoriker Eric Hobsbawm setzte über seine Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts den Titel: "Zeitalter der Extreme". Diese Epoche, so scheint es, hat sich ins 21. Jahrhundert hinübergerettet.