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Norwegen: Debatte um gesetzlich fixierten Frauenanteil. | Oslo. Eigentlich ist alles klar. Die norwegischen Verwaltungsräte müssen bis Ende des heurigen Jahres zu mindestens 40 Prozent mit Frauen besetzt sein. Das sieht ein Gesetz von 2003 vor, das von der damaligen konservativ-christdemokratischen Regierung erlassen worden war.
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Doch nur jedes fünfte norwegische Unternehmen erfüllt derzeit diese Forderung. Erst 15,5 Prozent aller Mitglieder von Verwaltungsräten sind Frauen. Das sind immerhin dreimal mehr als noch vor drei Jahren. Doch die neue rotgrüne Regierung, die zur Hälfte aus Frauen besteht, ist damit nicht zufrieden.
Schließung angedroht
Gleichstellungsministerin Karita Bekkemellem von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei winkt nun mit dem Zaunpfahl. Wer nicht innerhalb von zwei Jahren die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, muss mit harten Strafen rechnen. Sie will jetzt einen Katalog von Strafmassnahmen erarbeiten, der von hohen Buss-Strafen bis zur staatlich verordneten Schließung der Firma reichen soll.
Das Vorhaben der Regierung hat eine hitzige Debatte ausgelöst. Sigrun Vaageng, Chefin des Arbeitgeberverbandes NHO, hält das Ziel für richtig, aber die Mittel seien nicht angemessen. "Die Schließung eines Unternehmens wäre eine völlig überzogene Strafe. Theoretisch könnte ein Unternehmen geschlossen werden, nur weil ihm eine einzige Frau im Verwaltungsrat fehlt". NHO hat nun ein eigenes Programm gestartet. Eine Umfrage des Verbandes zeigt, dass rund 84 Prozent der Unternehmen sich für eine stärkere Vertretung von Frauen in den Verwaltungsräten aussprechen. Allerdings seien die Frauen untervertreten in den Gremien, welche die Mitglieder von Verwaltungsräten auswählten, sagt Vaareng.
Frauen sind innovativer
Dabei zeigt eine Studie der Norwegischen Managementschule BI, dass Betriebe erfolgreicher sind, die aktiv Frauen rekrutierten. "Diejenigen Unternehmen, die aktiv nach Frauen suchten, sind meist daran interessiert, die besten Arbeitnehmer zu rekrutieren, unabhängig von ihrem Geschlecht", sagen Elisabeth Kleveland und Ying Miao, Autoren der Studie.
Sigurd Grönmo von der Universität Bergen erklärt den scheinbaren Widerspruch. "Männerdominierte Verwaltungsräte neigen dazu, grau und konservativ zu sein." Sie brauchten Frauen, um kreativ und demokratisch zu werden.