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Strahlende Sonnen über der winterlichen Erde

Von Hermann Mucke

Wissen

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Sonnenchronik: Im Februar steigt die Dauer der lichten Tage vom 1. von 9 Stunden 31 bis 28. auf 10 Stunden 59 Minuten - ein recht kräftiger Anstieg! Ab Sonnenuntergang dauert die Bürgerliche Dämmerung im Februar 32 Minuten, die Sonne steht dann 6 Grade unter dem Horizont, und hoch am Himmel erscheinen erste Sterne. 1 Stunde 9 Minuten nach Sonnenuntergang, bei 12 Graden Sonnentiefe, endet die nautische Dämmerung. Dann sind schon fast alle Sterne, aber auf See noch die Linie zwischen Himmel und Wasser, die freie Kimm, sichtbar. Kurze Zeit vorher können, zur Ortsbestimmung auf See, mit dem Sextanten Kimmabstände heller Sterne gut gemessen werden.

Von der umlaufenden Erde aus erscheint die Sonne als Wandelgestirn im Tierkreis - dessen Ebene ist die Erdbahnebene. Die Sonne erreicht am 18. Februar um 13.02 Uhr MEZ den Anfang des Tierkreiszwölftels Fische. Dann fällt mittags im Freiluftplanetarium Sterngarten die helle Mitte des von der Lochscheibe am Nordpfeiler geworfenen Schattens auf die Querspange mit dem Fische-Symbol und der Aufschrift Feb.18. So kann der Sonnenlauf im Tierkreis über das ganze Jahr verfolgt werden. Die Querspangen stehen im Abstand von 10 Tierkreisgraden.

Mondchronik: Am Monatsersten sehen wir morgens den schon deutlich im Abnehmen befindlichen Mond zwischen Voll- und Halbmond. Am 3. steht er nahe Saturn im Letzten Viertel in der Waage. Im Schlangenträger zieht er in niedrigster Himmelsbahn vom Auf- bis zum Untergang und durchläuft am 7. die Erdnähe im Schützen. Tief in der ostsüdöstlichen Morgendämmerung zeigt er sich am 9. als feine Altlichtsichel zum letzten Mal vor dem Neumond am 10. Tief in der Abenddämmerung des 11. können wir ihn als zarte Neulichtsichel zwischen Westsüdwesten und Westen nahe Merkur sehen. Dann sorgt auch die perspektivische Schwankung der dunklen Mare-flecken gegen den Mondrand, die Libration, für einen möglichst randfern liegenden Mondsüdpol.

Ebenso bedingt die Libration am 15. ein möglichst randfern liegendes Mare Crisium. Sein Erstes Viertel durchläuft der Mond am 17. im Stier und tags darauf steht er bei Jupiter. In Erdferne und zugleich in höchster Himmelsbahn finden wir ihn am 19. Dank der Libration liegt der Mondnordpol am 24. möglichst randfern und am 25. das Mare Crisium randnah, was wir besonders gut wahrnehmen können, weil dann auch der Mond im Sextanten zum Vollmond geworden ist.

Planetenlauf: Merkur erscheint am 4. tief in der Abenddämmerung im Westsüdwesten im Wassermann und verschiebt sich bis 25. in die Fische, wo er wieder am 25. nahe Westen in der Abenddämmerung versinkt. Dazwischen liegt um den 17. die günstigste Sichtbarkeit. Mars beendet seine Abendsichtbarkeit am 11. tief im Westsüdwesten im Wassermann unweit Merkur und Mond. Jupiter strahlt abends hoch zwischen Südosten und Südsüdwesten im Stier, und Saturn zeigt sich morgens hoch zwischen Süden und Südsüdwesten in der Waage.

Sternbilderhimmel: Unsere Karte gilt für den 1. Februar um 21.07 Uhr und für den 1. März um 19.17 Uhr MEZ. Sie ist so zu halten, dass die Himmelsrichtung, in die wir schauen, auf der Karte unten liegt. Das Kästchen mit "J" bezeichnet Jupiter und der strichlierte Kreisbogen deutet den Zug der Milchstraße an. Die frühen Februarabende lassen uns eine funkelnde Sternenpracht über der winterlichen Erde sehen - die Hauptsterne von Stier, Fuhrmann, Zwillinge, Kleinem und Großem Hund mit dem strahlenden Höhepunkt Sirius. Es sind gewissermaßen die "Edelsteine am Sternenhimmel", lauter "Persönlichkei- ten": der rötliche Aldebaran im Stier im V-förmigen Sternhaufen der Hyaden, dem er aber nicht angehört und derzeit von Jupiter geziert ist; Kapella im Fuhrmann, ein gelbliches Vierfachsystem; Pollux, der hellere der beiden Kopfsterne in den Zwillingen, ebenfalls ein Mehrfachsystem; Prokyon, der Hauptstern im kleinen Hund, der zweitnächste der hellen Sterne, eine Doppelsonne; die rote Beteigeuze an der Schulter des Orion, die zwischen 480 und 800 Sonnendurchmessern pulsiert und wohl größter bekannter Stern ist; der blauweiße Rigel am Knie des Orion, der vielleicht leuchtkräftigste bekannte Stern, strahlend hell selbst auch aus 770 Lichtjahren Abstand; sowie Sirius, der uns nächste helle Stern des Himmels, nur wegen seiner Nähe so strahlend hell und ein interessanter Doppelstern.

Seine "große" Nähe von nur 8,6 Lichtjahren bedingt, dass die Eigenbewegung schon dem freien Auge auffällt: in 2000 Jahren eineinhalb Vollmonde und heute am "Hals des Großen Hundes", aber schon Ptolemaios beschreibt ihn in seiner Sytaxis, dem "Almagest", "am Maul des Großen Hundes". Näheres zu diesen Himmelsleuchten im Begleitband zum Freiluftplanetarium (Zusendeauftrag = Eingang von 13,30 Euro auf PSK 93 053 136, BLZ 60000) mit seinen prächtigen Sternbildfiguren von Richard Teschner. Die Farben der Sterne sind leicht mit einem unscharf eingestellten Fernglas zu erkennen.

Freiluftplanetarium: Sa., 9.Februar, 19 Uhr Stadtlokal, Wien 1, Walfischgasse 12: 50 Jahre Europäische Südsternwarte (mit Ausschnitten aus der DVD "Europe to the Stars"). So., 17. Feb., 16 Uhr Aristarch von Samos - Die Sonne in der Mitte des Weltalls. Mit Experiment und Gratistext zu dieser Erkenntnis aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.; bei Schlechtwetter in der Wotruba-Kirche. Teilnahme frei, Spenden erbeten.

Aktuelles in der Monatsschrift "Sternenbote", 56. Jg., 12 Hefte, mit Versand; Neubesteller erhalten den Jahrgang 2012 gratis!

Infos: www.astronomisches-büro-wien.or.at oder Tel. 889 35 41