Zum Hauptinhalt springen

Straße ins Nichts

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Irgendwann bleib i dann dort" als österreichische Ansage, dem grauen Alltag über das Hilfsmittel einer griechischen Insel zu entfliehen, wäre ins Amerikanische am besten mit "Irgendwann fahr i dann fort" übersetzt. Wie die Kulturgeschichte des Roadmovies sowie der benzinschwangere Werkteil Bruce Springsteens beweist, ist die Überwindung der Enge in den USA mit dem Automobil ebenso verknüpft wie mit der Vorstellung, dass der Weg selbst das Ziel ist. Den Schlüssel ins Zündschloss, den Fuß aufs Pedal, die Sintflut nach mir!

Zum Auftakt der fünfteiligen Reihe "Amerikas legendäre Straßen" wurde auf arte aber eine andere Stoßrichtung verfolgt. Auf den Spuren des "Mohawk Trail" ging es weniger um den Bubentraum eines Roadtrips unter Freunden als vielmehr um die Vermessung der US-Provinz anhand einer historisch bedeutsamen Route und der dort wohnhaften Menschen ("Hier kennt jeder jeden!"). Entlang der vormals als Handelspfad für die Indianer zentralen Strecke, die nach der Motorisierung zur ersten Aussichtsstraße des Landes mutierte, wurde auf die Vertreibung und Ermordung der Ureinwohner ebenso eingegangen wie auf die einstige wirtschaftliche Prosperität der industriell geprägten Zone, in der heute Arbeitslosigkeit und Verfall regieren.

Im Hintergrund hatten die Gitarren den entsprechenden Blues, der das "Land Of Hope And Dreams" mit der Realität kontrastierte. Im echten Leben ist selbst Eskapismus bisweilen ein Fremdwort.

Website "arte"