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Straßenkämpfe in Caracas

Von WZ Online

Politik

In Venezuela eskaliert der von Oppositionsführer Guaidó angeführte Protest gegen Staatschef Maduro.


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Caracas. Überraschend tauchten am Dienstag früh in Caracas die beiden Oppositionsführer Juan Guaidó und Leopoldo López zusammen mit etwa 40 Soldaten in Caracas bei der Militärbasis La Carlota auf, deren Personal sich angeblich gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro erhoben hatte. Die Oppositionsführer riefen zur "Operation Freiheit", zum endgültigen Sturz Maduros, auf. 

Im seit mehr als drei Monate andauernden Machtkampf hat sich das Militär bisher stets hinter Maduro gestellt. Guaidó vermochte auch diesmal nur einige Soldaten auf seine Seite zu ziehen. Den Abtrünnigen gelang es immerhin, den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest zu befreien. López flüchtete jedoch nach seinem Auftritt an Guaidós Seite in die chilenische Botschaft. López, seine Frau und seine Tochter seien Gäste in der Residenz der diplomatischen Mission, teilte Chiles Außenminister Roberto Ampuero am Dienstag auf Twitter mit.

Proteste in mehreren Städten

Zahlreiche Maduro-Gegner folgten dem Aufruf von Guaidó, in Caracas und anderen Städten des Landes wie in Carabobo, Zulia oder Lara auf die Straße zu gehen. Doch der Aufruf an die Militärführung, sich hinter die Opposition zu stellen, schlug fehl.

Nachdem die Oppositionsanhänger von dem Luftwaffen-Stützpunkt abgezogen waren, marschierten sie zum zentralen Altamira-Platz in etwa einem Kilometer Entfernung. Das Viertel gilt als Hochburg der Opposition. Eine Gruppe Demonstranten hielt sich weiter in der Umgebung der Militärbasis auf und lieferte sich Zusammenstöße mit Pro-Maduro-Einheiten. Dabei kamen Steine und Molotow-Coctails sowie Tränengas und Schrotflinten zum Einsatz.

Panzerwagen raste in die Menge

Vermummte Regierungsgegner griffen gepanzerte Militärfahrzeuge an. Ein Panzerwagen raste in die Menge, wie im kolumbianischen Fernsehsender RCN zu sehen war. Nahe dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota schleuderten Demonstranten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengaskartuschen in die Menge. Der US-Fernsehsender CNN zeigte Bilder eines brennenden Busses. Es gab offensichtlich Verletzte.

Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Guaidó bestärkte seine Anhänger, mit ihren Straßenprotesten auf dem richtigen Weg zu sein. "Jahrelang haben wir mit den Streitkräften gesprochen - und heute wissen wir, dass sie nicht für den Diktator sind", sagte Guaidó bei einer Rede auf dem Platz Francia de Altamira in Caracas vor tausenden Menschen. Die voranschreitende Entmachtung des sozialistischen Staatschefs Maduro sei unumkehrbar.

Warnung vor einem Blutbad

Die Regierung präsentierte ein anderes Lagebild: Der venezolanische Verteidigungsminister Vladimir Padrino warnte die Opposition vor einem Blutbad. In einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede sagte Padrino, umringt von zahlreichen hochrangigen Militärs, von der Opposition begangene Gewaltakte seien zum Teil niedergeschlagen worden. Die Militärführung stehe loyal zur Verfassung.

UNO-Generalsekreter Antonio Guterrres rief die Konfliktparteien zu maximaler Zurückhaltung auf. Alle Beteiligten sollten Gewalt vermeiden und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe ergreifen.