)
Mit Unternehmen in Niederösterreich weltweit aktiv. | Aufsichtsratsjobs ist Strasser los. | Wien. Nicht nur in der Politik versuchte Ernst Strasser ein dichtes Netzwerk zu legen. Auch in der Wirtschaft schaffte er sich ein gut gehendes Imperium abseits seines EU-Mandates. Über Beteiligungen mit seiner Firma, Lobbying-Verträgen und Aufsichtsratsposten konnte er auf stattliches Salär zählen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Angelpunkt ist Strassers persönliche Firma cce-consulting, coaching&educating-gesmbh mit Sitz in Grafenwörth (Niederösterreich). Diese gründete er nach seinem Rückzug als Innenminister 2005. Schon ein Jahr später gab es einen Bilanzgewinn von 244.000 Euro. 2010 wurden mehr als 675.000 Euro gemeldet.
Interessant vor allem seine weiteren Verflechtungen: So gab es eine gemeinsame Firma mit Prominentenkoch Toni Mörwald (BCD Business Consulting & Development GmbH), dann eine 49-prozentige Beteiligung an der ZSA Strategy Consultants GmbH (frühere Eurocontact). Auch hier im Bunde mit einem nicht völlig Unbekannten: Als Geschäftsführer und mit einer Restbeteiligung von 51 Prozent agierte der frühere Parteichef der Liberalen, Alexander Zach. Der Liberale zog sich fünf Tage vor der Nationalratswahl 2008 aus der Politik zurück - als Konsequenz aus den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, er habe für den Eurofighter-Hersteller EADS Lobbying-Arbeit gemacht.
Mit Verbindungenbis nach Moskau
Strasser wiederum hält im weiteren auch Anteile an der "Expert Managementberatung Russia Gmbh" und CIN Consult. Verbindungen gab es auch zur Hofherr Communikation (Sitz in Innsbruck) und zur Konti Holding mit Sitz in Wien und Moskau. Strasser fungiert auch als Präsident der "österreichisch-russischen Freundschaftsgesellschaft".
Aber das Betätigungsfeld umfasste viele weitere Aktivitäten: Lobbyarbeit und Aufsichtsratsjobs gab es etwa bei Group4Security, Hochegger-Agentur, Malik MZSG (Management Zentrum St. Gallen), Moser Holding, Rail Holding AG, und Signa Holding. Als "Topmanager" fungierte er überdies als Investmentbanker beim Wiener Investmenthaus Vienna Capital Partners (VCP). Er agierte als geschäftsführender Gesellschafter an der Spitze der VCP Energy Holding GmbH und beteiligte sich mit 10 Prozent an der VCP-Tochter. Strasser managte in dieser Funktion Energie-Investments in Osteuropa.
Strasser gab am Montag bekannt, dass er seine Aufsichtsratsmandate bei den Firmen Group4Security und dem künftigen ÖBB-Konkurrenten Westbahn zurücklegt. Von der Westbahn des Industriellen Hans-Peter Haselsteiner hieß es: "Die Gesellschaft legt Wert auf die Feststellung, dass neben der Aufsichtsratsvergütung von 10.000 Euro pro Jahr keine weiteren Zahlungen an Dr. Strasser getätigt wurden." Lobbyarbeit sei also keine in Auftrag gegeben worden.
Der frühere Innenminister war auch auf politischer Ebene höchst umstritten. Geboren 1956 in Oberösterreich (Grieskirchen), agierte er später dort als Gemeinderat und als Sekretär im Bauernbund. 1987 wurde Strasser Sekretär beim damaligen Landwirtschaftsminister Josef Riegler, zwei Jahre später Kabinettschef im Vizekanzlerbüro. Dann wechselte Strasser schon einmal in die Privatwirtschaft - zum Ladeneinrichtungs-Unternehmen Umdasch in Amstetten.
Politisch startete er schließlich in Niederösterreich durch: Er wurde ÖVP-Landesgeschäftsführer, Abgeordneter und Klubobmann. In seiner Tätigkeit als Innenminister zeichnete er für die Fusion von Gendarmerie und Polizei verantwortlich. Seine "Umfärbungsaktionen" im Ressort brachten ihm viel Kritik ein. E-Mails, in denen parteipolitische Umbesetzungen im Ministerium belegt wurden, sorgten für Aufregung. Inzwischen distanziert sich die ÖVP-Niederösterreich von Strasser: Er habe zuletzt keine Funktion in der Landespartei gehabt. Bleibt Strasser (vorerst) noch der Job als Präsident des NÖ-Hilfswerkes.