AUA-Alleinflug ist nicht vom Tisch. | Mehr Passagiere auch im April. | Wien. Während deutsche Bankanalysten Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber schon vorrechnen, wie viel ihn der Kauf der Austrian Airlines kosten dürfte - mehr als 600 Millionen Euro und damit doppelt so viel wie die Übernahme der schweizerischen Swiss - ist das Ende der eigenständigen AUA keineswegs ausgemachte Sache. Die Alleinstellung und auf jeden Fall der weitere Ausbau der erfolgreichen Focus-East-Strategie sind sehr wohl nach wie vor eine starke Option, wird in Wien betont.
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Finanziellen Druck für einen Notverkauf der AUA gebe es - im Gegensatz zur damals bankrotten Swiss - schließlich nicht, räumen auch die Analysten ein. Die Gesellschaft, die mit einem Jahresumsatz von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2007 zu den kleineren Fluglinien zählt, verfügt über rund 300 Millionen Euro liquide Mittel. Die Eigenkapitalquote beträgt 25,5 Prozent und liegt damit zwischen der von Air Berlin (21 Prozent) und der von Lufthansa (30 Prozent). Der jüngst geplatzte Einstieg des saudischen Investors Mohammed Al Jaber, der rund 150 Millionen Euro einbringen wollte, sei für Vorstandschef Alfred Ötsch dennoch ein Schlag gewesen, da er die Expansionspläne bremse, hieß es im "Handelsblatt" am Freitag.
Bieterstreit könnte den Preis treiben
Auch sei das "aktive Interesse" der Lufthansa an der AUA nicht wirklich groß, so das Blatt: Über die Star Alliance stimme Lufthansa bereits Flugrouten ab, die Meilenprogramme seien kombiniert, und im technischen Bereich gebe es ein erst jüngst ausgeweitetes Joint Venture. Die Lufthansa würde aber unter Zugzwang kommen, wenn Konkurrenten wie Air France-KLM oder Aeroflot die AUA als Kaufkandidaten entdeckten, so das Blatt. Dies "könnte einen Bieterstreit entzünden", der wiederum den Preis auf jene mehr als 7 Euro pro Aktie treiben könnte, die auch Al Jaber zu zahlen bereit war.
"Der hohe Ölpreis hat die Karten neu gemischt. Es ist nicht mehr 100-prozentig sicher, dass Austrian Airlines als eigenständige Fluggesellschaft nachhaltig positive Ergebnisse liefern kann", sagte AUA-Chef Ötsch dem "Handelsblatt". Bei der nächsten Aufsichtsratsitzung solle deshalb ein Projekt beschlossen und gestartet werden, das prüfen soll, welche Strategie in Zukunft die höchsten Potenziale verspricht - vertiefte Kooperationen, ein strategischer Partner, oder eben auch die weitere Alleinstellung. Die Strategie, als Qualitätsairline im Osteuropaverkehr zu wachsen, werde jedenfalls weiter verfolgt, so Ötsch. "Wir hatten übrigens einen sehr guten April: Ein Passagierplus von 4,3 Prozent, bei steigender Auslastung, mit Erstflügen nach Sotchi, Nischni Nowgorod und Baia Mare."