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Sozialisten gratulieren. | Präsidentenamt wohl außer Frage.
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Paris/New York. Dominique Strauss-Kahn ist frei. Der New Yorker Richter hat am Dienstag das Verfahren wegen versuchter Vergewaltigung gegen den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) eingestellt. Der ehemals aussichtsreiche Kandidat für die französische Präsidentenwahl konnte somit jederzeit in seine Heimat zurückkehren.
Bei seinen Parteikollegen, den Sozialisten in Frankreich, überschlägt man sich mit Gratulationen. "Ich bin sehr glücklich über die Ankündigung", sagte unter anderen Parteichefin Martine Aubry. Für Politiker, die im Herbst die Vorwahl zur Präsidentenwahl bestreiten, sind die Glückwünsche doppelt opportun. Zum einen hat das Gros der französischen Öffentlichkeit seit langem vermutet, dass DSK - wie er in Frankreich heißt - übel mitgespielt worden war. Zum anderen haben sich die Parteigrößen für die Vorwahl bereits nach Kräften untereinander die Anhänger Strauss-Kahns gesichert, während sich dieser in den USA unter Arrest befand. Diese Klientel sichert man sich mit solidarisierenden Sprüchen.
Noch zwei Prozesse
Denn auch wenn etwa Ex-Parteichef und Vorwahl-Kandidat François Hollande diplomatisch meint, dass es von Strauss-Kahn abhängen werde, ob dieser sich noch in den Präsidentschaftswahlkampf wirft, so glaubt kaum jemand daran. Längst haben Prozess und Berichterstattung aus dem Charismatiker einen Perversen gemacht. Zudem wartet auf Strauss-Kahn in den USA noch die Zivilklage.
Einer der Anwälte von Strauss-Kahns angeblichem US-Opfer hat in Frankreich Klage wegen Beeinflussung von Zeugen eingereicht. Eine ranghohe Mitarbeiterin des Rathauses von Sarcelles habe einer französischen Zeugin geraten nicht gegen Strauss-Kahn auszusagen. In Paris prüfen Ermittler gerade, eine andere Klage: die der Journalistin Tristane Banon wegen versuchter Vergewaltigung.
Auch wenn Banons Chancen auf eine erfolgreiche Klage in dem acht Jahre zurückliegenden Fall gering sind, stellt sich angesichts des schlechten Images Strauss-Kahns weniger die Frage nach dem Präsidentenamt, sondern danach, ob er überhaupt in die Politik zurückkehren wird.