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Streaming muss das Fernsehen retten

Von Bernhard Baumgartner

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Und wieder hat das Streaming-Fernsehen eine TV-Serie übernommen, die das lineare Fernsehen nicht weiterführen wollte. Und zwar ziemlich prominent: Bastian Pastewka, viele Jahre Parade-Comedy-Aushängeschild bei Sat1, wechselt nun mit seiner Show "Pastewka" zu Amazon Prime. Nicht, weil der 45-jährige plötzlich sein Herz für den Warehouse-Riesen samt angehängter Online-Videothek entdeckt hätte. Nein, er hatte keine andere Chance. Denn Sat1 konnte sich jahrelang nicht entscheiden, ob man die fertig konzipierte achte Staffel nun haben will oder doch nicht. Nun muss also Amazon einspringen, wenn es weitere Geschichten des deutschen "Larry David" sehen will.

Für Amazon ist das ein gefundenes Fressen. Schließlich hat die EU gerade Vorgaben hinsichtlich eines Mindestmaßes an europäischen Eigenproduktionen auf den Streaming-Portalen beschlossen. Wenn man sich da an brachliegendem Kreativitätspotenzial bedienen kann, ist das natürlich viel besser, als sich etwas selbst aufzubauen. Das war wohl auch der Grund für den Matthias-Schweighöfer-Mehrteiler "You are wanted", der jedoch von der Kritik nicht gut angenommen wurde. In den USA war es bekanntlich Netflix, das sich um die Wiederaufnahme von "Gilmore Girls" verdient machte, wenngleich die Fans davon nur so halb angetan waren. Doch darauf kommt es nicht an, denn viel wichtiger ist der Image-Transfer: Das Streaming-Fernsehen kann sich mit diesen hochkarätigen Fortsetzungen als legitimer Nachfolger des linearen Fernsehens inszenieren, dem die Fäden so langsam aus den Händen gleiten.