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"Streich-Konzert" für die Alpine Bau

Von Karl Leban

Wirtschaft

Pleite abgewendet: Gläubigerbanken lassen 30 Prozent ihrer Forderungen nach.


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Salzburg/Wien. Ohne die Einigung vom Wochenende wäre der schwer ramponierten Alpine Bau wohl schon am Montag nur noch der Gang zum Insolvenzgericht geblieben. Die zweitgrößte Pleite der Zweiten Republik (nach dem Konsum) wäre perfekt gewesen. Dass sie in buchstäblich letzter Minute abgewendet wurde, hat damit zu tun, dass sich der Bund - im Rettungspoker quasi das Zünglein an der Waage - schließlich doch noch bewegte.

Ursprünglich war man im Finanzministerium nicht bereit gewesen, bei der Alpine auf rund 30 Prozent des gewährten Haftungsrahmens von 150 Millionen Euro zu verzichten. Denn das hätte den Staat 45 Millionen Euro gekostet. Diesen Betrag "schlucken" nun die Gläubigerbanken, die der Alpine Bau rund 30 Prozent der Schulden (520 Millionen Euro) nachlassen. Im Gegenzug bleibt der Bund jedoch mit seinen Garantien engagiert, und das in bisheriger Höhe (150 Millionen Euro). "Auf diesen Kompromiss haben wir uns mit der Republik geeinigt", sagte ein involvierter Banker im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Vor radikaler Schrumpfkur

Ob die Haftungen schlagend werden oder nicht, hängt vom künftigen Sanierungserfolg ab. Geplant ist, dass die Alpine 2015 wieder Gewinne schreibt. Um das zu erreichen, muss der heimische Bauriese vor allem seine zu aggressiv betriebene Expansion in Osteuropa rückgängig machen. Wie viele der insgesamt 15.300 Mitarbeiter (davon 7500 in Österreich) bei dieser Schrumpfkur auf der Strecke bleiben, ist noch unklar. Die Zahl dürfte aber erheblich sein. Zudem muss sich der Salzburger Konzern von Familiensilber trennen. Bis zu 200 Millionen Euro soll der Verkauf der Töchter Alpine Energie, Hazet Bau und GPS Underground Engineering hereinspielen.

Mit dem stillen Ausgleich stärkt die Alpine ihre Eigenkapitalbasis in Summe um 400 Millionen Euro. So "streichen" die Gläubigerbanken - darunter Bank Austria, Erste Bank, Raiffeisen und Bankia aus Spanien - 150 Millionen Euro ihrer Forderungen, während der Alpine-Eigentümer, der spanische Bauriese FCC, 150 Millionen Euro frisches Kapital zuschießt und außerdem 100 Millionen Euro alter Forderungen in Eigenkapital umwandelt.

Vom Forderungsverzicht nicht betroffen sind die Inhaber der drei Alpine-Anleihen. Die Kurse dieser Bonds schossen am Montag um je 40 Prozent kräftig nach oben, und zwar von rund 50 auf 70 bis 71.