Beschäftigte wollen 24 Prozent mehr Lohn. | Weitere Kampfmaßnahmen möglich. | Prag. Am Dienstag legten die Beschäftigten der tschechischen Volkswagen-Tochter Skoda für einen Tag das Werkzeug nieder. Sie fordern eine Lohnerhöhung von 24 Prozent. Doch das deutsch-tschechische Management des Automobilherstellers bleibt hart. Es bietet 13 Prozent. Ab und zu geistert auch das gefürchtete Wort Produktionsverlagerung durch die Werkhallen im mittelböhmischen Mlada Boleslav.
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Ziel des Streiks, so Jaroslav Povsik, Vorsitzender der Gewerkschaft Kovo-Skoda sei es: "der Firma so viel wie möglich zu schaden." Da der Kampf gestaffelt ablief - in jedem Bereich wurde für jeweils zweieinhalb Stunden gestreikt - stand die Produktion zwar nicht vollkommen still, aber statt der üblichen 2500 liefen an diesem heißen Dienstag nur ein paar hundert Autos vom Band.
Fortsetzung möglich
Doch die Gewerkschaft zeigt sich bereit, weiter zu gehen. Sollte kein Kompromiss zwischen den geforderten 24 Prozent und den gebotenen 13 Prozent gefunden werden, wird weiter gestreikt werden.
Dabei verdienen die 27.000 Skoda-Arbeiter im Vergleich mit dem Landesdurchschnitt noch gut. Während das tschechische Durchschnittsgehalt bei etwa 19.000 Kronen (680 Euro) liegt, beträgt der Skoda-Lohn im Schnitt 22.000 Kronen (785 Euro).
Andererseits ist Skoda eine einzige Erfolgsgeschichte. Allein im vergangenen Jahr hat der Autobauer seinen Gewinn um 40 Prozent erhöht. Mehr als 550.000 verkaufte Pkw bescherten 2006 einen Profit von 11 Milliarden Kronen (knapp 400 Millionen Euro) - und den Ruhm als Verkaufsschlager des Exportlandes Tschechien. Im ersten Quartal 2007 legten die Auslieferungen noch einmal um 15 Prozent zu. Kein Wunder also, dass die Gewerkschaft einen größeren Teil des Kuchens fordert und das Wort "billig" aus der Bezeichnung Billiglohnland nehmen will.
Signal für Andere
Bei soviel Kampfbereitschaft überkommt jeden Volkswirtschaftler das kalte Grauen. Der tschechische Präsident Vaclav Klaus, seines Zeichens Ökonomieprofessor, warnte vor einem Dominoeffekt des Skoda-Streiks - der könnte Gewerkschaften anderer großer Firmen ein Signal geben, ebenfalls eine dickere Lohntüte einzufordern. "Die Lohnerhöhung, um die die Gewerkschaft kämpft, ist wirklich sehr kräftig und könnte angesichts der langfristigen Möglichkeiten des Unternehmens übertrieben sein," warnt Miroslav Singer von der tschechischen Nationalbank. "Zumindest könnte eine radikale Lohnerhöhung bei Skoda die VW-Konzernleitung auf den Plan rufen", warnt Skoda-Personalchef Martin Jahn. "Noch ist nicht entschieden, wo die neuen Motoren gebaut werden," sagt Jahn.
Nicht nur wegen der unzufriedenen Belegschaft, sondern auch weil die tschechische Krone immer stärker wird, verliert der Standort an Attraktivität. Und während in Mlada Boleslav erneut investiert werden müsste, wären in Deutschland noch Kapazitäten frei, erklärt Jahn. Aber nicht nur in Deutschland. Denn VW investiert schon längst in neue Standorte in Russland, Indien und in China.