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Streik für mehr Respekt

Von Meike Stolp

Politik

Erstmals will eine Einwandererminderheit in Großbritannien die Arbeit niederlegen. Polnische Migranten wollen darauf hinweisen, dass sie ein wichtiger Teil der britischen Gesellschaft sind.


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London. (ce) In Großbritannien tobt nicht nur eine Flüchtlingsdebatte, ausgelöst von den Migranten, die versuchen, durch den Eurotunnel auf die Insel zu gelangen. Es gibt offensichtlich auch Diskussionsbedarf unter den bereits etablierten Einwanderern. Denn diese fühlen sich Medienberichten zufolge zum Teil respektlos behandelt und nicht gewürdigt.

Deshalb wollen polnische Arbeitnehmer aus den Bereichen Bau, Gesundheit oder Gastronomie am Donnerstag auf die Straße gehen, um "den Wert (der Polen) für die britische Gesellschaft" zu unterstreichen. Laut Online-Kommentaren könnte die Aktion ansehnlichen Rückhalt bekommen. Eingeladen sind auch nicht nur Polen, sondern Einwanderer aller Nationalitäten. Es ist der erste Streik einer Gruppe von Einwanderern in Großbritannien.

Die Idee für die Aktion soll auf die Bemerkung einer Polin zurückgehen, die sich im Internet über die Behandlung ihrer Landsleute im Vereinigten Königreich Luft machte. "In Amerika haben einmal in den 1980er Jahren Einwanderer für einen Tag die Arbeit niedergelegt. Das Ergebnis? Alles stand still: die U-Bahn, Kommunikation, Cafés." Auf einen Schlag hätten damit die Beschwerden über die Einwanderer aufgehört. "Vielleicht ist es jetzt Zeit für uns."

"Es geht nicht um Wut"

Nach den Indern sind die Polen die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Großbritannien. Polnisch ist nach Englisch sogar die meistgesprochene Sprache auf der Insel. Es ist eine Entwicklung, die sich seit 2004, als Polen Mitglied der Europäischen Union wurde, verstärkte. Beim Zensus 2011 wurden 579.121 in Polen geborene, aber im Königreich lebende Menschen gezählt. Experten gehen allerdings von weit höheren Zahlen aus. 2013 wurde der polnische Anteil der Bevölkerung bereits auf 688.000 Personen geschätzt. Da es in Großbritannien keine Meldepflicht gibt, lassen sich die Zahlen nur schwer verifizieren.

Doch sichtbar sind sie, wie in London, wo es in fast jedem Stadtteil eine auffällige Anzahl polnischer Lebensmittelläden gibt. Sogar eine eigene Web-Zeitung, den "Polish Express", gibt es. Deren Chefredakteur, Tomasz Kowalski, unterstützt den Streik. "Ich denke, es ist eine gute Idee", sagt er. "Es geht dabei nicht um Wut, sondern es ist ein Weg, zu zeigen, dass Polen ein wichtiger Teil Großbritanniens sind." Und um gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren, die einige Polen in Großbritannien wahrnehmen wollen.

Allerdings sehen diese Feindlichkeit nicht alle. Przemek Skwirczynski beispielsweise, geborener Pole und ehemaliger Kandidat der EU-feindlichen britischen Unabhängigkeitspartei (Ukip), schrieb im Online-Magazin "The Commentator": "Viel wichtiger ist doch, dass Polen in Großbritannien glücklich sind. Wären sie es nicht, wären sie schon woanders hin oder zurückgegangen." Er hält die Streikankündigung für einen "Schwindel".

Ein anderer Pole, der Anwalt George Byczynski, sagte dem "Independent": "Ich denke nicht, dass die Mehrheit der polnischen Arbeiter den Streik unterstützen würde, aber es gibt ohne Zweifel Anlass zu Beschwerden über Ausbeutung in Teilen der Wirtschaft." Byczynski engagiert sich bei der Kampagne "Britische Poleninitiative", die eine Gegenaktion ins Leben gerufen hat: Anstatt zu streiken, sollen die Landsleute Blut spenden. Das fördere die britisch-polnischen Beziehungen auf positive Art.