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Lokalaugenschein: Patienten zeigen Solidarität für Ärzte. | Wien. "Zu! Damit die Regierung ihre Ohren für unser Gesundheitssystem öffnet." Ein Flugzettel warnt am Montag die Patienten einer Ordination im vierten Bezirk bereits am Hauseingang, dass kein Arzt zur Stelle ist. Der Grund: Streik.
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Die Besucher des Cafés nebenan zeigen Verständnis: "Streik ist ein legitimes Mittel. Die Ärzte sind in der Debatte zur Gesundheitsreform bevormundet worden", erklärt Wolfgang Augustin. Bezüglich der angedachten Qualitätskontrolle der Ärzte alle fünf Jahre meint Susanne Ayoub, die Krankenkassen seien ein fragwürdiges Instrument zur Kontrolle, da sie ein ökonomisches Prinzip im Auge haben.
Mit ihrer verständnisvollen Haltung sind die beiden nicht alleine. Überzeugt gibt sich auch ein 63-jähriger Reisender am Südbahnhof: "Ärzte ergreifen ein Grundrecht in einer Demokratie. Streik ist ihr gutes Recht. Aus. Basta". Ein Reisekollege sieht die Schuld der derzeitigen Situation bei der Politik. "Wenn die sich einmischen, kommt nichts Gescheites heraus."
Auch Gertrud M. hat Verständnis für die Arbeitsniederlegung der Ärzte. Am ersten Urlaubstag sieht sie die Situation gelassen. "Die Ärzte wissen schon, was sie tun." Skeptisch ist sie gegenüber der angedachten Aut-idem-Regelung. Sie stellt sich die Frage, "ob die verschriebenen Medikamenten dann genauso wirken wie es immer heißt". Menschen, die sehr viele Medikamente nehmen, seien besonders verängstigt, so die Schreibkraft.
Einzelne Stimmen gegen den Streik gibt es dennoch. "Es macht kein gutes Bild. Gerade jetzt, wo wegen der EM so viele Menschen in Wien unterwegs sind", so eine 59-jährige Kroatin, die seit 40 Jahren in Österreich lebt. Sie fordert, dass sich die Götter in Weiß überlegen sollen, was sie wirklich erreichen wollen.