Arbeit in Schulen, Ämtern und Spitälern steht still. | Pretoria/Wien. Patienten in Südafrikas Krankenhäusern begegnen derzeit Soldaten statt Krankenschwestern. Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind im Streik, die Armee hat daher Personal in mehr als 30 Spitäler entsandt. Und es sind nicht nur Ärzte und Krankenpfleger, die die Arbeit niedergelegt haben, das gesamte Land wird bereits seit einer Woche von einem Massenstreik lahmgelegt. Mehr als ein Dutzend Gewerkschaften, die rund 1,3 Millionen öffentliche Bedienstete repräsentieren, haben zum Ausstand ausgerufen. Sie verlangen 8,6 Prozent Lohnerhöhung. Vor vielen Ämtern und Schulen stehen die Südafrikaner vor verschlossenen Türen.
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Der Arbeitskampf spitzt sich immer mehr zu: Ein Gericht hat nun verfügt, dass bestimmte Gruppen, etwa das Notfallpersonal in Krankenhäusern, nicht mehr am Streik teilnehmen dürfen. Die Reaktion der Gewerkschaften: Man lasse sich von dem Urteil nicht einschüchtern.
Es kam bereits zu Tumulten. Die Polizei setzte vor einzelnen Krankenhäusern Gummigeschosse ein, deren Eingänge Streikende blockierten.
Die öffentliche Meinung wendet sich laut Beobachtern immer mehr gegen die Gewerkschaften. Vor allem die unzureichende Notversorgung in vielen Krankenhäusern sorgt für Empörung. Schwerkranke Patienten mussten von öffentlichen in private Spitäler transferiert werden. Der Leiter des nahe Pretoria gelegenen Dr.-George-Mukhari-Krankenhauses, Trevor Fisher, brachte den Tod von zehn Patienten in Zusammenhang mit dem Arbeitskampf. "Wir hätten sie womöglich nicht verloren, wenn es keinen Streik gäbe", sagte er gegenüber der Zeitung "Beeld".
Die Gewerkschaften beharren jedenfalls auf ihrer Forderung von 8,6 Prozent Gehaltserhöhung. Die Regierung wiederum hat verkündet, dass sieben Prozent ihre Schmergrenze sind, da sonst zu viel Geld für Arbeitslose oder Infrastrukturprojekte in den Townships fehlen würde.
Zuma in China
Es wird nicht vor Ende dieser Woche mit einer Einigung gerechnet. Denn Präsident Jacob Zuma und seine engen Mitarbeiter befinden sich bis dahin in China. Peking ist bereits Südafrikas größter Handelspartner und hat dabei vor allem ein Auge auf die südafrikanischen Ressourcen geworfen. Nun soll die Zusammenarbeit auch zusehends auf Infrastrukturprojekte ausgeweitet werden.