Südafrikas Beamte wollen mehr Gehalt. | Wachsende Kritik an Sozialpolitik des Präsidenten. | Pretoria/Wien. Es ist eine erste Warnung von Südafrikas Gewerkschaften an die Regierung: Die öffentlich Bediensteten befanden sich am Dienstag in einem eintägigen Streik. Dadurch blieben etwa Schulen geschlossen, die Spitäler arbeiteten mit reduziertem Personal. In der Hauptstadt Pretoria zogen tausende Beamten zum Regierungssitz, wo sie eine Petition mit ihren Forderungen hinterließen. Die Beamten haben eine von der Regierung angebotene Lohnerhöhung um 6,5 Prozent abgelehnt und verlangen 8,6 Prozent mehr Gehalt.
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Die Ereignisse vom Dienstag könnten erst der Anfang gewesen sein: Der größte gewerkschaftliche Dachverband Cosatu hat schon angedroht, einen zeitlich unbegrenzten Massenstreik zu initiieren, sollte die Regierung den Forderungen nicht bald nachkommen. Cosatu vertritt etwa die Hälfte der 1,3 Millionen Staatsangestellten, darunter Lehrer, Polizisten oder das Pflegepersonal in Krankenhäusern. Der Verband hat also die Möglichkeit, das ganze Land lahmzulegen.
Der Streik bringt jedenfalls Präsident Jacob Zuma und seine Administration gehörig unter Druck. Es ist ein Aufstand in den eigenen Reihen. Die Regierungspartei African National Congress ist mit Cosatu eng verbunden, bei Wahlen tritt man als gemeinsames Bündnis auf. Der machtvolle Cosatu war auch ein großer Unterstützer Zumas bei dessen Aufstieg an die Spitze des ANC. Doch in den vergangenen Monaten wurde vonseiten der Gewerkschafter die Kritik immer lauter, dass Zuma seine sozialpolitischen Versprechen nicht einhält. Beobachter rechnen daher damit, dass die Regierung den Forderungen der Gewerkschaften nachgeben wird - auch wenn sie derzeit noch darauf verweist, dass es ihr dadurch unmöglich sein wird, das Budgetdefizit von 6,7 Prozent zu senken.
Laut Angaben der Regierung verdient ein Beamter mittleren Ranges durchschnittlich 8800 Rand (880 Euro) im Monat, was über dem nationalen Durchschnittslohn von 6383 Rand (638 Euro) liegen würde. Die Gewerkschaften der öffentlich Bediensteten verweisen darauf, dass sie sich bewusst seien, dass im privaten Sektor die Situation der Angestellten oft noch härter sei. Dies ändere aber nichts daran, dass die Beamten aufgrund der ständig steigenden Lebenserhaltungskosten unterbezahlt seien.