Zum Hauptinhalt springen

Streit am Ende der Welt

Von Alexander U. Mathé

Politik

Ölfeld verspricht 60 Milliarden Barrel. | Bohrinsel für diese Woche erwartet. | Buenos Aires/London/Wien. Der Krieg um die Falkland-Inseln ist noch nicht vergessen, da bahnt sich erneut eine Krise zwischen Argentinien und Großbritannien an. Grund sind Ölbohrungen, die die Briten vor dem unweit der Antarktis liegenden Gebiet durchführen wollen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zwar hat England 1982 den Krieg um die kargen Inseln gewonnen, doch Argentinien hat seinen Anspruch auf die Malvinas - wie sie auf Spanisch heißen - nie aufgegeben. Daher bezeichnete das Außenamt in Buenos Aires die beabsichtigten Bohrungen als "illegal" und als Verletzung der staatlichen Souveränität.

Die Spannungen zwischen den beiden Ländern steigen mit jeder Seemeile, die sich die Bohrinsel "Ocean Guardian" den Inseln nähert. Die in US-Besitz befindliche Plattform wurde von Schottland aus auf eine mehr als 7000 Seemeilen weite Reise quer über den Atlantik geschickt. Vor mehr als zwei Monaten gestartet, sollte sie diese Woche auf den Falklands eintreffen. Dann könnten schon bald die ersten Bohrungen in dem Ölfeld beginnen, das mit geschätzten 60 Milliarden Barrel eines der größten der Welt zu sein verspricht. Die Ausbeute der Ressourcen galt lange als unwirtschaftlich, was sich durch die gestiegenen Preise mittlerweile geändert hat.

Verkehr zu den Inseln eingeschränkt

Auf argentinischer Seite will man die britische Abschöpfung des enormen Reichtums vor der eigenen Haustüre verhindern. Letzte Woche hat die Regierung in Buenos Aires den britische Geschäftsträger wegen der Affäre einbestellt und energisch gegen die geplante Ölausbeutung protestiert

Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner hat mittlerweile die Auflagen für Schiffe erhöht, die von argentinischem Territorium aus Kurs auf die Falkland-Inseln nehmen. Diese benötigen künftig eine Sondergenehmigung der argentinischen Behörden. Bereits letzte Woche hat Argentinien einen Frachter festhalten lassen, weil dieser Geräte für die Ölsuche auf den Falkland-Inseln transportiert haben soll.

Buenos Aires hat London mit einer Klage vor den Vereinten Nationen gedroht und will den Fall bis vor den Internationalen Gerichtshof im Haag bringen. Der Erfolg dieses Weges ist allerdings zweifelhaft. Denn nach dem gewonnenen Krieg lassen sich die Briten auf von der UNO geforderte Gespräche über das Schicksal der Inselgruppe gar nicht erst ein. Premierminister Gordon Brown hat Verhandlungen über die Souveränität der Inseln mit Buenos Aires erst kürzlich wieder abgelehnt.

Noch ist der Ton zwischen Argentinien und Großbritannien "freundlich", wie man auf britischer Seite erklärte. Doch das könnte sich schnell ändern, sollten die Ölsucher fündig werden. Auf den 3000-Seelen-Inseln spricht man bereits von einem möglichen Krieg. Doch den hat Argentinien versichert, nicht zu wollen und sieht die Zukunft einzig in einer politischen Lösung.

Wissen: Falkland Inseln

Argentinien hat seinen Anspruch auf die Islas Malvinas (Falklandinseln) nie aufgegeben. Im Jahr 2003 erklärte Argentiniens Präsident Néstor Kirchner (der Mann der derzeitigen Präsidentin Cristina Kirchner), die Inselgruppe wieder unter argentinische Hoheit holen zu wollen. Er brachte den Fall vor die UNO, was von britischer Seite ignoriert wurde.

Zum 25. Jahrestag des Falkland-Kriegs erneuerte Argentinien im Jahr 2007 seine Ansprüche. Gleichzeitig kündigte Argentinien eine Vereinbarung über die gemeinsame Ausbeutung der Gewässer zwischen den Falkland-Inseln und dem argentinischen Festland auf. Im März 2009 schloss der britische Premierminister Gordon Brown jegliche Gespräche über die Falkland-Inseln aus.