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Salzburger Bischof will Ehrung von Landeschefin nicht. | Laun beschimpft Gabi Burgstaller. | Salzburg. Was mit einem Ehrenzeichen begonnen hat, artet in Verbalattacken aus. Nun hat der Salzburger Weihbischof Andreas Laun SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller wegen ihrer Abtreibungspolitik kritisiert.
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Der Hintergrund: Burgstaller wollte dem Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser anlässlich seines 70. Geburtstags am 6. Juni das Ehrenzeichen des Landes verleihen. Das lehnte dieser jedoch ab: Er könne nicht akzeptieren, dass Burgstaller eine Abtreibungsklinik eingerichtet habe. Kothgasser beteuerte, dass es sich nicht um einen parteipolitischen Konflikt handle und er daher die Auszeichnung auch vom SPÖ-Landtagspräsidenten Johann Holztrattner entgegen nehmen würde. Das wiederum kam für Burgstaller nicht in Frage.
Nach einem fruchtlosen Gespräch mit Kothgasser betonte sie, dass ihre persönliche Wertschätzung "für den Menschen Alois Kothgasser" ungebrochen sei. Seine Vorgehensweise als offizieller Kirchenvertreter zeuge aber einen "Mangel an Respekt vor Frauen in extrem schwierigen Situationen".
Burgstaller: "Laun hat
Grenze überschritten"
Darauf reagierte Laun in einem Kommentar für die Internet-Zeitung kath.net: "Was sie tut, dient nicht der Gesundheit von irgendjemandem, sondern steht im Dienst des Todes". Und das Burgstaller-Büro konterte: "Laun hat eine Grenze überschritten - in welchem Jahr sind wir denn, dass ein katholischer Hardliner die Landeshauptfrau als Dienerin des Todes bezeichnen kann?" Noch vor zwei Wochen habe die Diözese eine Einladung zur Ehrung Kothgassers durch Burgstaller herausgegeben - die Absage sei daher nun eine "bewusste Provokation".
Ähnlich unglücklich über das Verhalten Kothgassers zeigt sich der Leiter der Salzburger Abtreibungsklinik Gynmed, Christian Fiala. Er beruft sich auf die Trennung von Staat und Kirche in der Verfassung: "Es ist skandalös, dass die katholische Kirche als privater Verein versucht, der Gesellschaft ihre Ansicht aufzuzwingen." Die Kirche solle sich für sexuelle Aufklärung und Verhütung einsetzen, aber Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen, nicht verurteilen, so Fiala zur "Wiener Zeitung".
15 Abtreibungen pro Woche in Salzburg
Unterstützung bekommt Kothgasser von der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände: Dort freut man sich zwar über die geplante Ehrung, beurteilt Kothgassers Verhalten aber als richtig. Denn die Politik müsse einsehen, dass "Kinder kein Leiden sind, sondern eine einmalige Lebenschance".
Die Klinik in Salzburg besteht seit April 2005 - seither ist die Stimmung zwischen Kothgasser und Burgstaller getrübt. Pro Woche lassen dort rund 15 Frauen eine Abtreibung vornehmen. Abbrüche sind in Österreich verboten, seit 1975 gilt aber die sogenannte Fristenlösung. Abtreibungen sind unter anderem dann straffrei, wenn sie innerhalb der ersten drei Monate nach Einnistung des Eis vorgenommen werden.