Dem Amerlinghaus wurden die Subventionen um mehr als die Hälfte gekürzt, was für Empörung sorgt.
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Wien. Es waren wilde Zeiten. Häuser wurden besetzt, Initiativen forderten die Politik heraus, Kultur wurde in Frage gestellt und neu gedacht. Heute, rund drei Jahrzehnte später, sind Amerlinghaus, Arena und WUK etablierte Institutionen, die von der Politik Förderungen in unterschiedlichem Ausmaß bekommen.
Vergangene Woche wurde die Jahressubvention für den Verein Kulturzentrum Spittelberg, der das Kulturzentrum Amerlinghaus in Neubau betreibt, im Gemeinderat beschlossen - und von zuletzt 245.000 Euro für das Jahr 2013 auf 113.000 reduziert. 60.000 Euro davon sollen direkt an den Hauseigentümer Gesiba gehen.
Bisher ausgezahlt sei noch nichts worden, sagt Claudia Totschnig vom Info- und Koordinationsbüro des Amerlinghauses zur "Wiener Zeitung". "Wenn die 53.000 dann kommen, haben wir das Geld schon ausgegeben, weil es keine Signale gab, dass so eine massive Kürzung geplant ist", erzählt Totschnig. Immerhin sei drei Jahre intensiv mit der Gemeinde verhandelt und klar kommuniziert worden, dass die Summe von 245.000 Euro das unterste Limit sei, um Miete, Energie und einen Minimalstand an Personal halten zu können. Zumal man in den Verhandlungen auch eingewilligt hat, die Eigenmittel aus den Gruppen noch einmal zu steigern.
Weitere Zahlungen möglich
Laut Informationsdatenbank der Stadt Wien bekam das Amerlinghaus seit 2002 zwischen 240.600 und 250.000 Euro an jährlichen Unterstützungszahlungen. Im Jahr 2004 wurde eine Zusatzförderung von rund 19.000 Euro gewährt, 2011 gab es eine Zusatzzahlung von 260.000 Euro zur Entschuldung, die Förderung 2012 betrug daraufhin 140.000 Euro. Dennoch stellte der Stadtrechnungshof in einer Prüfung der Gebarung des Vereins in den Jahren 2006 bis 2009 steigende Ausgaben und zu wenig Einnahmen fest und empfahl, Aufwendungen zu reduzieren und neue Einnahmequellen zu erschließen.
Aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Christian Oxonitsch - das Amerlinghaus ressortiert in der Abteilung Bildung und außerschulische Jugendbetreuung - heißt es, man wolle das Aus des Amerlinghauses nicht, sonst gäbe es ja keine Förderungen mehr, sagt ein Sprecher des Stadtrats zur "Wiener Zeitung". Sollten weitere Gelder benötigt werden, werden zusätzlich Zuschüsse überlegt. "Wir brauchen im Mai verbindliche Zusagen über weitere Gelder, sonst stehen wir vor dem Aus", sagt Totschnig klar.
Zusätzliche Einnahmen
Wie hoch die Einnahmen 2013 durch Zahlungen der Gruppen waren, kann Totschnig nicht sagen. Doch sei die Bereitschaft da, die Einnahmen aus diesem Bereich zu erhöhen. Und das, obwohl auch bei diesen Gruppen viele prekär arbeiten, da es kaum Förderungen gibt. Das Beisl, das im Amerlinghaus untergebracht ist, hat mit dem Verein nichts zu tun, es ist, wie auch das Bezirksmuseum im Haus, ein weiterer Mieter.
Die Arena am anderen Ende der Stadt teilt mit dem Amerlinghaus eine ähnliche Entstehungsgeschichte - und die Zuteilung zum Ressort "Bildung und außerschulische Jugendbetreuung". "Die Zusammenarbeit mit der Stadt läuft ganz gut", sagt Markus Oralek, Obmann des Vereins Forum Wien Arena, dem Trägerverein der Arena zur "Wiener Zeitung", "wenn auch geprägt von Sparmaßnahmen wie überall anders auch." Anders als das Amerlinghaus kann die Arena durch Veranstaltungen zusätzliche Gelder zur Förderung von 225.000 Euro für das Jahr 2014 erwirtschaften. Auch wenn dafür frühere Grenzen - keine Sponsoren aus dem Banken- oder Telekommunikationsbereich - überschritten werden mussten, wie Oralek erzählt. Außerdem wurden die Ticketpreise angehoben, und billige Gastronomie gibt es in der Arena auch keine mehr. Dennoch ist die Situation prekär: "Ich arbeite 130 bis 160 Stunden im Monat für den Verein, ein Drittel davon wird bezahlt, den Rest leiste ich ehrenamtlich", schildert er seine Situation. "Wir schauen, dass wir uns das leisten, was wir uns leisten können. Schulden wollen wir uns nicht leisten, dafür arbeiten wir am Rande einer Selbstausbeutung", führt Oralek weiter aus.
Keine "reichen Mieter"
Im Amerlinghaus ist die Situation ähnlich, vor allem die Gruppen leisten sehr viel unbezahlte Arbeit, wenn sie juristische Beratungen, Deutschkurse oder Lernhilfe anbieten, erzählt Totschnig. 50.000 Menschen würden das Haus im Jahr als Anlaufstelle nutzen, bietet es doch einen niederschwelligen Einstieg in die Kulturarbeit ohne viele bürokratische Regeln. Und das soll trotz aller Probleme so bleiben - "es kann nicht sein, dass wir unser Problem so lösen, dass wir uns reiche Mieter suchen", erklärt Totschnig.
Anders als das Amerlinghaus und die Arena ressortiert der Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser (WUK) bei Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Es erhält eine Förderung von 1,24 Millionen Euro. Auch hier gibt es die Möglichkeit, durch Veranstaltungen zusätzliches Geld zu bekommen. "Wir richten uns nach dem, was wir bekommen, so viel geben wir aus", sagt Rudi Bachmann, Obmann des Vereins. Zum Glück sei man noch nicht von Kürzungen betroffen, ergänzt er.