Gorbach: Höhere Preise im Inland | drohen. | Reding glaubt nicht an höhere Tarife. | Brüssel. Es sei schon richtig, dass die Roaming-Gebühren viel zu hoch seien, sagte österreichische Vizekanzler Hubert Gorbach gestern, Dienstag, nach einem Treffen mit seinen für Telekommunikation zuständigen EU-Ministerkollegen. Allerdings gingen die Pläne der Europäischen Kommission zur radikalen Senkung der Preise für Mobilfunk-Telefonate aus dem Ausland zu weit.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Man dürfe "das Kind nicht mit dem Bade ausschütten." Denn es sei klar, dass die Einnahmeverluste der Mobilfunkanbieter kompensiert und daher an die nationalen Märkte weitergereicht werden müssten. Das derzeit in Österreich erfreulich günstige Preisniveau für Inlandstelefonate per Handy sei in Gefahr. Und nach österreichischen Berechnungen telefonieren die Österreicher im Schnitt etwa 1000 Minuten pro Jahr im Inland und lediglich zwei bis drei Minuten im Ausland.
Endkundenpreise begrenzen
Umstritten ist vor allem der Plan der Kommission, neben den Großkundenauch die Endkundenpreise per EU-Gesetz zu begrenzen. Ein solcher Eingriff in einen Markt, der im wesentlichen funktioniere, sei "gegen jede Regel", sagte ein Diplomat. Zwar seien sich alle Mitgliedsstaaten einig, dass die Roaming-Preise sinken müssten. Etwa 60 Prozent der Mitgliedsstaaten lehnen den Vorstoß von Telekom-Kommissarin Viviane Reding jedoch ab.
Druck auf die Industrie sei aber gut und zeige bereits Erfolge. Sie habe eine Selbstverpflichtung beschlossen, nach der die Großkundenpreise beim Roaming um 50 Prozent sinken und die Ersparnisse an die Konsumenten weitergegeben werden sollen.
Der EU-Kommission geht das alles zu langsam. Reding argumentiert stets, dass eine Erhöhung der Inlandstarife wegen des Wettbewerbs auf den nationalen Märkten unwahrscheinlich sei. Sie will noch vor dem Sommer 2007 die Preissenkungen wahr machen. Deutschland, das Anfang Jänner den Vorsitz in der Europäischen Union übernimmt, hat bereits angekündigt, das auch schaffen zu wollen. Eventuell müsse eben die Regelung der Endkundenpreise entfallen, hieß es.
Dass die Republik Österreich am Mobilfunkanbieter A1 maßgeblich beteiligt ist, wies Gorbach als Motivation für seinen Standpunkt zurück. Neben Frankreich ist Großbritannien einer der größten Gegner von Redings Vorschlag - die Heimat des Mobilfunkriesen Vodafone.