Mediziner "ohne Verwendung" erhält volle Bezüge. | Wien. Bernhard Trusnovic hat das, wovon viele träumen: Er bezieht sein volles Gehalt, ohne etwas dafür tun zu müssen. Doch genau das stört den 58-Jährigen. Der ehemalige Chefarzt der Kärntner Gebietskrankenkasse (KGKK) will für sein Geld arbeiten - aber er darf nicht.
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Vor zwei Jahren wurde Trusnovic von der KGKK in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Ein notwendiger Schritt, wie Kassendirektor Alfred Wurzer betont. Der Chefarzt habe viele nötige Reformen blockiert. "Trusnovic sah sämtliche Änderungen als Entmachtung" und habe sich "absolut uneinsichtig" gezeigt, sagt Wurzer zur "Wiener Zeitung". "Irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, wo es nicht mehr ging." Das Verhältnis zwischen Trusnovic und Kasse war so mies, dass selbst der Betriebsrat den Vorruhestand befürwortete.
Damit wollte sich der Arzt aber nicht abfinden und zog vor Gericht. Im April bestätigte das Oberlandesgericht Graz das Urteil des Arbeits- und Sozialgerichts: Die Pensionierung des Chefarztes war unrechtmäßig, das Dienstverhältnis ist unverändert aufrecht, die Kasse muss ihn daher wieder einstellen.
"Vertrauensunwürdig"
Diese denkt jedoch gar nicht daran, Trusnovic wieder zu beschäftigen. Zwar steht der Mediziner wieder auf der Gehaltsliste der KGKK - und verdient über 100.000 Euro jährlich - , "wir verzichten aber auf seine Dienste", sagt Wurzer und nennt "Vertrauensunwürdigkeit" als Hauptmotiv.
Trusnovic will sich auch damit nicht abfinden. "Ich will nicht auf Kosten der Versicherten nichts tun", sagt er. Einen Reformunwillen bestreitet er vehement. Vielmehr habe er sich nicht korrumpieren lassen und sei deshalb in Ungnade gefallen. Seine Chancen auf Wiederbeschäftigung sieht er aber gering: "In Österreich gibt es ein Recht auf Bezahlung, aber kein Recht auf Arbeit."
Haider ist "empört"
Er könnte nun Schützenhilfe von Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) bekommen. Diesem obliegt die Aufsicht über die KGKK. "Wir sind empört", sagt Haider-Sprecher Stefan Petzner, "es geht nicht, dass die Kassen ständig Steuergeld brauchen und Chefärzte bei vollen Bezügen spazieren geschickt werden." Als Aufsichtsorgan will Haider nun durchsetzen, dass Trusnovic als Chefarzt wieder eingesetzt wird.
Dass durch die Weiterbezahlung Geld verschwendet werde, streitet Wurzer ab. Den Großteil von Trusnovic´ Bezügen hätte man ohnehin bezahlen müssen. Nun habe man die Stelle des stellvertretenden Chefarztes abgeschafft und spare sich netto 130.00 Euro im Jahr.
Wissen
Der Chefarzt trifft als oberste medizinische Instanz einer GKK in medizinischen Fragen die letzte Entscheidung. Als Angestellter der Kasse ist er aber gegenüber dem Obmann weisungsgebunden.