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Streit um Lohn und Sexattacken

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Zwei schwarze Landarbeiter müssen sich wegen Mordes verantworten.


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Johannesburg. In der südafrikanischen Stadt Ventersdorp begann am Montag der Prozess gegen zwei schwarze Landarbeiter, den 29-jährigen Chris Malanghu und einen 16-Jährigen, die beschuldigt werden, am 3. April 2010 den Führer der rechtsextremen Burgengruppe Afrikanische Widerstandbewegung (AWB), Eugene Terre’Blanche, getötet zu haben.

Der Prozess sollte eigentlich schon im Dezember des Vorjahres beginnen, wurde jedoch mehrmals verschoben, weil die Angeklagten ihre Verteidiger gewechselt hatten.

Eugene Terre’Blanche war am 3. April 2010 tot in seinem Bett auf seiner Farm in der Nähe von Ventersdorp aufgefunden worden. Er war mit einer Machete und einem Prügel getötet worden. Als mutmaßliche Täter wurden kurz darauf zwei seiner Angestellten, ein damals 28-jähriger Mann und ein 15-jähriger Jugendlicher, festgenommen. In den Verhören sagten sie aus, dass es im Streit um ausständige Löhne und wegen sexueller Übergriffe Terre’Blanches zu der Bluttat gekommen sei.

Der Tod Terre’Blanches im Vorfeld der Fußball-WM hatte ins Südafrika Befürchtungen ausgelöst, dass es zu neuerlichen rassischen Auseinandersetzungen kommen könnte, die aber ausblieben.

Der Nachkomme hugenottischer Einwanderer hatte seine Laufbahn bei der südafrikanischen Polizei begonnen und war nach seinem Militärdienst als Freiwilliger im damaligen Südwestafrika, dem heutigen Namibia, Leibwächter des damaligen Präsidenten John Vorster geworden. Nach vier Jahren verließ er den Polizeidienst und trat für eine Rechtspartei als Kandidat bei den Provinz- und Parlamentswahlen an.

Kämpfer für ein "Weißes Südafrika"

1973 hatte Terre’Blanche, dessen politische Bedeutung zuletzt marginal war, die Afrikanische Widerstandsbewegung gegründet, weil er die Meinung vertrat, dass das damalige Apartheid-Regime die Interessen der herrschenden Weißen verrate. Selbst Präsident Pieter Botha, der die Rassentrennung trotz internationaler Kritik standhaft verteidigte, galt ihm als zu liberal. Terre’Blanches Burenbewegung agierte immer militanter, als deutlich wurde, dass die Regierung unter dem späteren Präsidenten Willem de Klerk auf Reformen zusteuerte. Eugene Terre’Blanche präsentierte sich in diesen Jahren als Herrenmensch, als unbeugsamer Siedler, zu Pferd, mit wallendem Bart, der für ein "Weißes Land" kämpfte.

1979 teerten und federten Terre’Blanche und seine Anhänger den Anti-Apartheidskämpfer Floors van Jaarsveld, einen Geschichtsprofessor an der Universität Pretoria, und wurden dafür verurteilt, 1982 wurde er wegen Waffenfunden auf der Farm seines Bruders festgenommen und im Juli 1983 wegen illegalen Waffenbesitzes und terroristischer Tätigkeit zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Verantwortung für den Tod von 21 Menschen

Im Kampf gegen die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika im Jahre 1994, die seine Bewegung boykottierte, nachdem ein Wahlbündnis mit anderen rechten Parteien gescheitert war, tötetet die AWB 21 Menschen. Terre’Blanche übernahm dafür später vor der Wahrheitskommission, die Verantwortung.

Noch 1996 schlug er einen schwarzen Angestellten beinahe tot. Der Mann trug bleibende Schäden davon und Terre’Blanche wurde dafür zu fünf Jahren Haft verurteilt. Von April 2000 bis Juni 2004 saß er im Gefängnis.

Nach seiner Freilassung führte Terre’Blanche ein eher zurückgezogenes Leben auf seiner Farm und schien langsam in Vergessenheit zu geraten. Zuletzt setzte er sich für die Schaffung von weißen Enklaven in Südafrika ein, in denen Schwarze nur als Gastarbeiter zugelassen sein sollten.