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Streit um "Pickerl" im ARA-System

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Das ARA-System (Altstoff Recycling Austria) ist für die Sammlung und Verwertung von Verpackungen verantwortlich. Acht Branchenrecyclinggesellschaften (BRG) erbringen diese Aufgabe, die ARA AG ist der Treuhänder, der das Geld einhebt und es unter den acht aufteilt. Seit einem Jahr schwelt ein Konflikt über die Abgeltung der Etiketten auf Flaschen oder Dosen. Jetzt ist er wieder neu entflammt, drei BRG wollen Kostenersatz von der Altpapier Recykling Organisation.


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Für Verpackungsmaterial ist die ARO (Altpapier Recycling Organisation) zuständig. Ihr werden die Einnahmen aus den Lizenzen auch für Etiketten von der ARA überwiesen. Zu Unrecht, wie die drei Gesellschaften AGR (Glassammlung), Ferropack (Altmetalle) und ÖKK (Kunststoffe) befinden, weil sich auf den von ihnen eingesammelten Materialen just jene kleinen Papierfleckern befinden. Andrea Ecker, Chefin der ÖKK: "Wir lassen eben bei unseren Recyclingfirmen prüfen, wieviel das Herunterwaschen und Entsorgen der Etiketten kostet." Auch die Glassammler (AGR) sehen nicht ein, dass sie hohe Investitionen tätigen müssen, weil das Altglas durchs Papier weniger wert ist. Detto sieht die Ferropack das Metall durch unerwünschte Pickerl verunreinigt. Deshalb lassen die drei Branchengesellschaften feststellen, wie hoch der Kostenersatz sein muss. "Es ist nicht einzusehen, dass die Altpapier Recycling den Tarif kassiert, die Leistung aber von uns drei anderen erbracht werden", kritisiert Gerald Hirss-Werdisheim, Geschäftsführer der AGR. Den Streitwert beziffert er für sein Unternehmen mit geschätzten 200.000 Euro pro Jahr. Die ÖKK ist vorsichtiger und will sich noch nicht festlegen. Erst werde gepüft, wie hoch die Kosten sind und ob ein Anspruch auf Abgeltung besteht. Ferropack-Chef Hermann Schelmbauer gibt zu bedenken, dass es um ein paar Millionen Euro geht, weil die Forderungen bis ins Jahr 1996 zurückreichen. Vorerst setzt er auf weitere Verhandlungen mit den Papiersammlern.

In der Mitte befindet sich die ARA. Deren Chef, Christian Stiglitz - er sollte die Angelegenheit moderieren - hat sich aber längst auf die Seite der ARO geschlagen. "Aus meiner Sicht bestehen solche Ansprüche nicht." Er setzt aber hinzu, dass er Experten mit dem Thema betrauen möchte. ARA-Aufsichtsratschef Leo Schreiber ist milder, er hat Verständnis für die Forderungen der BRG: "Über eine solche Abgeltung müssen wir reden." Ob auch für vergangene Jahre ein Kostenersatz gewährt wird, darauf will er sich nicht festlegen. Im Juni jedenfalls geht die Auseinandersetzung in die zweite entscheidende Runde, bis dahin soll ermittelt sein, wie hoch die Kosten sind.

Die ARA AG hat mittlerweile 12.652 Lizenzpartner unter Vertrag. Für dieses Jahr kündigt Stiglitz wieder eine Tarifsenkung, diesmal im Ausmaß von 13,8 Mill. Euro, an. Der Umsatz des Sammelsystems erreichte im Vorjahr 162,65 Mill. Euro. Der ARA-Chef setzt allerdings hinzu, dass bei "der Rationalisierung ab 2006 der Boden erreicht sein wird". Ein Umbruchdatum ist außerdem 2004, wenn die Deponieverordnung zu wirken beginnt.