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Streitobjekt Tempelberg

Von WZ Online (ja)

Politik

Religiöse und nationale Bedeutungen verhindern eine rationale Lösung.


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Ein Hügel im Südostteil der Jerusalemer Altstadt hat sowohl für Juden wie für Muslime einen hohen symbolischen Wert.

Laut dem Alten Testament wurde auf dem Tempelberg um 1000 v. der Salomonische Tempel errichtet, wofür es allerdings keine anderen Bestätigungen gibt. Später stand dort der Tempel des Serubbabel, der unter Herodes dem Großen erweitert und schließlich im jüdisch-römischen Krieg im Jahr 70 zerstört wurde. An der Westseite des Plateaus befindet sich die Klagemauer, der zentrale Gebetsort der Juden in Jerusalem.

Für die Muslime stellt sich die Erhebung als Das edle Heiligtum dar, auf dessen Ebene der Felsendom (errichte 686-691) und die Al-Aqsa-Moschee stehen. Laut dem Koran ist Mohammed von hier in den Himmel aufgefahren. Dementsprechend gilt Jerusalem nach Mekka mit der Kaaba und Medina mit dem Prophetengrab dritter Wallfahrtsort.

Auch nach der Besetzung Ost-Jerusalems durch die israelische Armee 1967 blieb das Plateau unter Verwaltung einer jordanischen Stiftung (Waqf). Im israelisch-jordanischen Friedensvertrag von 1994 wurde die besondere Rolle des jordanischen Königshauses als Hüter der heiligen muslimischen Stätten in Jerusalem bekräftigt.

Das Judentum verehrt den Tempelberg als seinen allerheiligsten Ort. Nur dort, wo der im Jahr 70 von der römischen Besatzungsmacht zerstörte Zweite Tempel stand, soll eine direkte Verbindung zu Gott herstellbar sein. Doch dürfen nicht-muslimische Besucher den Tempelberg zwar besichtigen, aber dort nicht beten. Dies ist eine Anordnung der israelischen Polizei, die für die Sicherheit des Geländes zuständig ist. Die Großrabbiner wie auch die große Mehrheit der gläubigen Juden sind sogar völlig dagegen, das Gelände zu betreten, um das nicht endgültig lokalisierbare Allerheiligste nicht mit den Füßen zu beschmutzen.

Da die Zahl national-religiöser jüdischer Besucher, darunter rechtsradikale Regierungsmitglieder, zuletzt stark zugenommen hat und weil viele dort das Gebetsverbot missachten, befürchten die Palästinenser eine Änderung der Nutzungsrechte. Sie erinnern daran, dass dies schon in Hebron am Grab der Patriarchen, darunter das Grab von Erzvater Abraham, der Fall war.

Extremistische, teilweise auch säkulare Initiativen die für die Wiedererrichtung eines jüdischen Tempels auf dem Al-Aqsa-Gelände eintreten, sind wiederum ein Vorwand für radikale arabische Strömungen, die vor einer Brandstiftung der Al-Aqsa­Moschee warnen. Das zeigt, dass der Konflikt inzwischen nicht nur nationalistisch sondern auch religiös aufgeladen ist und der Tempelberg als Symbol für die israelische Identität respektive die palästinensische Souveränität steht.