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Der heimische Arbeitsmarkt erholt sich. Der Fachkräftemangel belastet den gesamten OECD-Raum.
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Die Kurzarbeit wird bis Jahresende fortgesetzt. Allerdings wird es strengere Kontrollen der Anträge geben, das kündigte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher am Dienstag in einer Pressekonferenz an. Im Juni wäre das Kurzarbeitsmodell ausgelaufen.
Es sieht vor, dass Einkommen, je nach Höhe, zu 80, 85 und 90 Prozent vom Arbeitsmarktservice (AMS) ersetzt werden. Die Arbeitgeber beteiligen sich zu 15 Prozent an den Kosten. Zu den strengeren Kontrollen sagte Kocher: "Die bisherige Regelung lautete, dass mehr oder weniger alle Anträge angenommen werden, wenn keine Besonderheiten auftauchen." Nun müssen die Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmelden, unter anderem eine "Störung des Arbeitsmarktes, wenn die Kurzarbeit nicht genehmigt wird", nachweisen.
Anfang der Woche befanden sich 53.000 Personen in Kurzarbeit, die Hälfte von ihnen sind in der Warenherstellung tätig. Das deute darauf hin, dass sich die Lieferengpässe aufgrund des Ukraine-Krieges und des Lockdowns in China ausgewirkt haben, so Kocher.
Qualifizierte Arbeitskräfte auch im eigenen Land suchen
Derzeit sind 314.780 Menschen arbeitslos gemeldet oder befinden sich in einer Schulung des AMS, das sind um mehr als 4.000 Personen weniger als noch in der Woche davor. Diese positive Entwicklung sei aber aufgrund der geopolitischen Ereignisse und in Hinblick auf den Herbst - Stichwort Corona und anhaltender Krieg in der Ukraine - eingetrübt.
Etwas eingetrübt ist auch der Blick der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, auf den Arbeitsmarkt. Insbesondere der Fachkräftemangel bereitet Sorgen. Der DACH-Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) muss auf seiner Suche nach qualifizierten Arbeitskräften aber gar nicht in die Ferne schweifen, es ließe sich auch viel Potenzial hervorragend im jeweiligen Land wecken, lautete der Tenor einer OECD-Diskussionsveranstaltung mit Arbeitsministern und Arbeitsmarktexperten aus den drei Ländern am Dienstag. Denn Deutschland, Österreich und die Schweiz haben einiges gemeinsam: Frauen, die überdurchschnittlich oft in Teilzeit arbeiten und weniger stark in technischen Berufen (MINT) vertreten sind als Männer. "Hier haben wir enormes Potenzial, wenn wir mehr Arbeitskräfte haben möchten," sagte OECD-Expertin Monika Queisser. Irland hat mit 23 Prozent beispielsweise die höchste Quote bei der Beschäftigung von Frauen in technischen Berufen, die Lücke zu den Männern, deren Beschäftigungsquote über 50 Prozent liegt, ist aber noch immer erheblich.
Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung
Die Länder können viel voneinander lernen, sagte Gabriel Felbermayr vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Bei der Einführung eines Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung könne sich Österreich von Deutschland etwas abschauen, so der Ökonom. Dieses Ungleichgewicht, dass Frauen die Kinderbetreuung übernähmen und deswegen in Teilzeit gingen, sei historisch gewachsen, sagte Arbeitsminister Kocher. "In Österreich ist das Problem besonders ausgeprägt", sagte er. Er unterstütze jede Maßnahme zur Verbesserung, denn auch bei Frauen ohne Betreuungspflichten sei die Teilzeitquote hoch, sagte Kocher. Ein Rechtsanspruch sei nicht die einzige Maßnahme, die man setzen könne, sagte der Arbeitsminister.
Generell müsse sich der Arbeitsmarkt auf einen Paradigmenwechsel einstellen, sagte Felbermayr. Man sei nicht mehr bedroht von Massenarbeitslosigkeit, sondern, dass kritische offene Jobs nicht besetzt werden können. Vor allem der Klimawandel und die demografische Entwicklung würden raschere Lösung erfordern.