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Schlechte Verhaltensweisen des Partners werden mehr wahrgenommen als positive.
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Negative Verhaltensweisen des eigenen Partners können das Tüpfelchen auf dem I sein, um einen Streit zum Eskalieren zu bringen. Vor allem in stressigen Zeiten scheinen Menschen ein unliebsames Auftreten und unangenehme Gewohnheiten des Gegenübers besonders wahrzunehmen, was zu noch gröberen Konflikten führen kann, wie nun Wissenschafter in einer im Fachblatt "Social Psychological and Personality Science" publizierten Studie berichten. Das positive Verhalten wird dann eher weniger wahrgenommen.
Bricht der Partner sein Versprechen, kann einen das zur Weißglut treiben. Aber auch das Zeigen von Wut oder Ungeduld können beim Gegenüber das Fass zum Überlaufen bringen. Ebenso das Äußern von Kritik am anderen. Solch negative Verhaltensweisen stechen offenbar besonders bei stressigen Lebensumständen hervor.
Während sich frühere Forschungen darauf konzentriert haben, wie Stress das Verhalten beeinflusst, legt die aktuelle Studie nahe, dass Stress beeinflussen könnte, welche Handlungen Partner überhaupt wahrnehmen. "Wir fanden heraus, dass Personen, die von stressigeren Lebensereignissen außerhalb ihrer Beziehung berichten, wie zum Beispiel Probleme bei der Arbeit, besonders wahrscheinlich bemerkten, wenn ihr Partner sich rücksichtslos verhielt", erklärt die Familienforscherin Lisa Neff von der University of Texas in Austin.
Auch bei Frischvermählten
Die Wissenschafter baten 79 heterosexuelle, frisch verheiratete Paare, zehn Tage lang jede Nacht einen kurzen Fragebogen auszufüllen, in dem sie sowohl ihr eigenes Verhalten als auch das ihres Partners dokumentierten. Zuvor hatten die Teilnehmer einen Fragebogen ausgefüllt, in dem sie Einzelheiten über belastende Ereignisse in ihrem Leben mitteilten.
Die Untersuchungen von Frischvermählten mache die Bedeutung der Ergebnisse noch deutlicher, betont Neff, da sich Paare während der "Flitterwochen" besonders häufig auf das positive Verhalten des anderen konzentrieren und negative Handlungen übersehen.
"Für viele Menschen waren die letzten Jahre schwierig - und der Stress der Pandemie wirkt noch nach", so Neff. "Wenn der Stress die Aufmerksamkeit des Einzelnen auf die rücksichtsloseren Verhaltensweisen seines Partners lenkt, kann dies die Beziehung belasten."
Die Forscher stellten fest, dass ein einziger stressiger Tag nicht ausreicht, um die Aufmerksamkeit auf das negative Verhalten zu lenken, dass aber eine längere Anhäufung von stressigen Lebensumständen diese Verschiebung des Fokus bewirken könnte.
Künftige Forschungen täten gut daran, diese Studie über die Flitterwochenphase hinaus auszuweiten. "Eine Möglichkeit wäre, zu untersuchen, ob die schädlichen Auswirkungen von Stress bei Paaren, die sich nicht mehr in dieser Phase befinden, noch stärker sind", erklärt Neff. "Aber die Tatsache, dass wir diese Auswirkungen sogar in einer Stichprobe von Frischvermählten gefunden haben, zeigt, wie stark die Auswirkungen sein können."