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"Stress lösen ist Führungsaufgabe"

Von Stephanie Dirnbacher

Wirtschaft
Kurz vor einem Zusammenbruch? Chefs sollten Stress im Betrieb vorbeugen. Foto: bbox

Was Führungskräfte falsch machen. | Besser Gespräche als Firmenwochen-enden und Yoga. | Wien.Mit einer Yoga-Stunde am Morgen ist es allein nicht getan. Auch das gemeinsame Firmenwochenende in den Bergen kann nicht die Lösung des Problems sein. Wenn Mitarbeiter am Arbeitsplatz Stress haben, muss man woanders ansetzen, ist Elsbeth Huber, Abteilungsleiterin für Arbeitsmedizin im Arbeitsinspektorat des Arbeitsministeriums, überzeugt.


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Laut Huber sind schlechte Organisation und Kommunikation die Hauptursachen für Stress im Job. "Einerseits machen Zeit- und Termindruck Stress, aber auch schlechte Kommunikation. Dazu zählt etwa, dass man den Mitarbeitern gegenüber zu wenig Wertschätzung zeigt", erklärt die Arbeitsexpertin. Laut der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz resultiert der negative Stress am Arbeitsplatz aus der Kombination von zu hohen Anforderungen an den Arbeitnehmer und gleichzeitig zu geringem Freiraum beziehungsweise zu wenig Autonomie. Die Lösung des Problems liegt damit bei den Führungskräften, meint Huber. "Das Lösen vieler Stressprobleme ist eine Führungsaufgabe."

Davon ist auch Darren Payne, österreichischer Niederlassungsleiter des Personaldienstleisters Robert Half International, überzeugt. "Führungskräfte müssen sich Zeit nehmen für ihre Mitarbeiter und proaktiv Gespräche führen", sagt er zur "Wiener Zeitung". Soll nun ein Manager auch gleichzeitig Psychologe sein? "Nein", meint Payne, "aber emotionale Intelligenz ist sehr wichtig".

Führungskräfte müssen nicht unbedingt persönlich mit den Mitarbeitern ihre Probleme wälzen, erklärt Huber. Alternativ könne etwa auch ein Coach, ein Arbeitspsychologe oder -mediziner im Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. "Der Betrieb muss aber Möglichkeiten zum Miteinanderreden geben", erklärt sie.

Stress am Arbeitsplatz kann laut Theresa Gabriel vom Institut für humanökologische Unternehmensführung mehrere Ursachen haben. Neben psychischen und sozialen Stressfaktoren wie etwa Konflikten mit Kollegen oder Vorgesetzten kann auch die Arbeitsplatzumgebung ursächlich für Stress im Job sein. "Zugluft oder Hitze am Schreibtisch können zum Beispiel Stress auslösen", weiß die Psychologin. Andere Stressoren sind etwa Lärm, schlechte Gerüche oder eine schlechte Beleuchtung.

Vollgas geben - und dann abstürzen

Wer Stress am Arbeitsplatz nicht ernst nimmt, kann gesundheitliche Schäden davontragen. Auch dem Unternehmen tun gestresste Mitarbeiter nicht gut. "Stress ist zwar grundsätzlich nicht negativ, weil er uns hilft, kurzfristig 150 Prozent zu geben", führt Gabriel aus. "Wenn er aber zu lange dauert und es keine Erholungsmöglichkeiten mehr gibt, kehrt sich das ins Negative. Man macht Fehler, ist gereizt und aggressiv."

Laut einer aktuellen Umfrage von Robert Half International verursacht Stress am Arbeitsplatz für 44 Prozent von hundert befragten Personalisten Kosten wegen Unproduktivität und geringer Arbeitsqualität.