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Trisomie 21 - auch Down-Syndrom - ist eine Anomalie der Chromosomen, bei der Chromosom 21 drei- statt zweimal vorhanden ist, was körperliche und geistige Beeinträchtigungen zur Folge hat. Eines von 600 Babys wird damit geboren, die Zahl steigt mit dem Alter der Mutter. Schwangeren Frauen wird nahegelegt, überprüfen zu lassen, ob ihr Kind betroffen ist. Für 98-prozentige Sicherheit reicht ein neuartiger Bluttest. Ist er positiv, können sie abtreiben. Und da sich aus dem Mutterblut nun auch das Genom des Babys ablesen lässt, können zunehmend mehr Behinderungen vorhergesagt werden. Früher kamen die Kinder so, wie sie waren. Heute aber muss sich jede Schwangere fragen: Will ich ein behindertes Kind? Der medizinische Fortschritt zwingt Frauen, ein ethisches Problem persönlich zu lösen, das die Weisheit von Philosophen sprengt, die an Eliteunis unterrichten. Denn einen Konsens gibt es nicht: Es ist besser für die Weltgesundheit, wenn weniger Menschen mit Behinderungen zurechtkommen müssen, aber es ist schlechter für ebendiese, wenn mehr Embryos abgetrieben werden. Selektion ist gefährlich, aber eine Frau, deren Kind auf allen Ebenen abhängig wäre, könnte es als verantwortungsvoll empfinden, zu selektieren. Ich bin 30 und habe Chancen auf weitere gesunde Kinder. Ich bin 40 und habe das nicht. Behindert oder nicht, mein Kind ist mein Kind. Wie schwer wäre die Beeinträchtigung, wie viel Pflege nötig, schaffe ich das? Stimmt die Prognose der Ärzte? Die Thematik kann eine Schwangerschaft zur Hölle machen. Oder zumindest den Stressfaktor auf 1000 erhöhen, weil es keine richtige Lösung gibt.