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Lang ist es her, da war Salzburg nicht nur ein Garant für Opernsternstunden, sondern auch für Zorneswolken. Alljährlich zogen sie auf, als Alexander Pereira das Steuer der Sommerfestspiele umklammerte: Der Zank ums Budget kam so sicher wie die nächste Hochglanzpremiere.
Ob Salzburg diese Zwistigkeiten vermisst? Das wäre jedenfalls eine Erklärung, warum sich die Osterfestspiele in der Mozartstadt einen pikanten Stresstest verordnet haben. Wie berichtet, soll Chefdirigent Christian Thielemann ab 2020 nicht mehr weitgehend allein den Ton angeben, sondern auf dem Festivalthron mit dem Kulturmanager Nikolaus Bachler zusammenrutschen.
Zweifelsohne verfügen beide über enorme Kompetenz. Fraglich nur, ob ein Zehn-Tage-Festival - das eine zentrale Oper mit Rahmenprogramm garniert - so viel davon braucht. Vor allem aber gelten sowohl Thielemann als Bachler eher als Solo- denn Duettkünstler. Und dass Thielemann nicht mit Bachler singen will, deponierte er klar beim Aufsichtsrat. Dieser blieb jedoch bei seiner Linie. Dass die zugehörigen Briefe ans Licht kamen, half der Sache wohl kaum.
Fragt sich: Wozu? Mag sein, dass ein frischer Blick dem alten Osterfestival-Format nützt, wie es heißt. Dafür aber das Zugpferd Thielemann zu opfern und die opernkundige Staatskapelle Dresden, die er mitbringt, wäre bitter. Aber bitte. Vielleicht beginnt unter dem kleinen Festivaldach ja eine wundersame Freundschaft: Bei der letzten Aufsichtsratsitzung, heißt es festspielseitig, sei es um ganz andere Themen gegangen. Allzu sicher sollte man aber nicht sein.